Aus der Dammstraße kommend wenden wir uns nun langsam in Richtung des „Kurviertels“. Die Lange Straße als Haupt-Einkaufsstraße ist die Lebensader der Innenstadt.

Ecke Lange Straße / Steege / Am Herforder Tor um 1910
Ecke Lange Straße / Steege / Am Herforder Tor um 1910

Flaniert man nun die Lange Straße hinauf, so prägen heute die Bauten der 60er- und 70er-Jahre vornehmlich den Bereich Richtung Bismarckstraße. Der eine oder andere erinnert sich vielleicht auch noch an eine andere ehemalige, weit über die Grenzen der Stadt bekannte Firmenadresse: Das Modehaus Barkhausen in der Langen Straße 55. Wo heute die Volksbank ihre Kunden betreut, kleidete man sich einst mit der neuesten Mode ein. Der teilweise Abriss und die Neugestaltung dieses Grundstückes sorgten vor nicht allzu langer Zeit in Salzuflen für hitzige Diskussionen.

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Einst ein Quell aktueller Mode: Das Modehaus Barkhausen um 1960.

Mindestens ebenso unterschiedlich waren die Meinungen, als man aus der Hauptverkehrsstraße durch die Stadt eine Fußgängerzone machte. Wo jahrhundertelang Fuhrwerke, Pferde und später Autos ihren Weg durch die Stadt nahmen, kann man seit 1979 gefahrlos flanieren. Inzwischen ist die Fußgängerzone mit ihrem Outfit selbst schon eine Art Baudenkmal – doch im Gegensatz zu späteren Bauten hält das solide Pflaster dem Ansturm von vielen Füßen, Pfoten und Rädern seit mehr als 30 Jahren stand. Möglich wurde die Einrichtung der Fußgängerzone durch den Ausbau einer Reihe von Straßen, darunter auch der Trasse A, der Rudolph-Brandes-Allee mit der Erweiterung zur Herforder Straße. Was sich heute vierspurig auf den Weg nach Herford und zurück macht, musste früher den beschwerlichen Weg durch die Stadt nehmen – heute kaum noch vorstellbar.

Ein wenig weiter die Lange Straße hinauf, begeistern nun schon seit mehr als 35 Jahren voll gestrichene Eisbecher Kinder wie auch Erwachsene: Im Eisstübchen. Ganze Schülergenerationen haben hier ihr Taschengeld in köstliches Eis investiert – und nicht viel weniger Generationen haben auch schon hinter dem Tresen gestanden und sich als Aushilfe versucht. Dass mancher das nur gemacht hat, weil man natürlich zwischendurch auch die Qualität testen musste, ist sicher nicht ganz von der Hand zu weisen.

Und am Ende der Straße, dort wo einst das Schliepsteiner Tor stand, beginnt eines der bekanntesten Pensionsviertel der Stadt. Apropos Schliepsteiner Tor: Heute erinnert nur doch der Straßenname an das alte Tor der Stadt. Nachdem man 1825 auch dieses Stadttor im Rahmen der Erweiterung der Stadt abriss, errichtete man an der ursprünglichen Stelle den von vielen Bildern bekannten Schliepsteiner Turm. Doch nach 110 Jahren verschwand dieser Turm auch aus dem Stadtbild – obwohl er das meist fotografierte Bauwerk des pulsierenden Kurortes war und unter so genanntem „Heimatschutz“ stand – und das als ehemaliges Gefängnis! Doch er musste den Verkehrsplanungen der Stadt weichen.

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Das Schliepsteiner Tor 1918

Der Platz zwischen Gradierwerk, Brüderstraße und Lange Straße ist als „Gelenk“ die Verbindung zwischen historischer Innenstadt und dem Kurbereich. Deutlich erkennt man, wie sich das Kurbad Anfang des 20. Jahrhunderts vor dem ehemaligen Tor der Stadt ausbreitete. Die berühmte rote Telefonzelle ist nicht nur beliebter Treffpunkt für Verabredungen, sondern erinnert auch an die 1979 geschlossene Städtepartnerschaft mit dem Borough of East Yorkshire – ein englischer Kreis, dessen Zentrum das berühmte Seebad Bridlington ist.

Inzwischen sind wir an den Gradierwerken angekommen. Doch hier beginnt ein neues Szeneviertel! Nur soviel sei gesagt: „Kur und Bad ward allen gesund, schwanger sein nun Weib, Magd und der Hund!“

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