Wir sind der Meinung, das war spitz: Der preisgekrönte Kabarettist Wilfried Schmickler war am Freitagabend zu Gast im ausverkauften Bad Salzufler Kur- und Stadttheater. Der 56-jährige Wahlkölner ist als Mitwirkender der WDR-Sendung „Mitternachtsspitzen“ bekannt. Spitz ging es auch in der Kurstadt zu: mit einem Rundumschlag bedachte der scharfzüngige Textkünstler Politiker aller bürgerlicher Parteien. Schmickler bezog eindeutig Stellung gegen Atomkraft, unbegrenztes Wirtschaftswachstum, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Gleichgültigkeit gegenüber Mitmenschen und Fremdenfeindlichkeit; er kritisierte das Fernsehprogramm, rigiden Katholizismus, die Hatz auf Raucher, übertriebenen Föderalismus, das Gesundheitssystem und die freiwillige Preisgabe von persönlichen Daten im Internet. Das zweistündige Programm wurde durch Witze, Gedichte und Songs abgerundet, die ein hohes Maß an Sprachbegabung und Entertainment-Fähigkeiten offenbarten. Mancher Treffer landete auch unter der Gürtellinie; mancher Spruch spiegelte Alltagserfahrungen wider – so forderte Schmickler ein Sprechverbot in der Deutschen Bundesbahn oder wenigstens Abteile für Quatscher und Nichtquatscher oder fragte, warum die Mindesthaltbarkeitsdaten von sogenannten Lebensmitteln eigentlich die menschliche Lebenserwartung übersteige. Auch selbstironische Ansätze wie „Früher sahen wir auch scheiße aus mit Parka und Palästinensertuch – hat aber nix gekostet im Gegensatz zu heutigem Dresscode für Jugendliche“ erheiterten das Publikum. Ein feiner Zug war der Dank des Künstlers an die Arbeiter hinter den Kulissen und die Freiwillige Feuerwehr.

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