Nach dem Rundgang durch die historische Altstadt Salzuflens wollen wir uns heute dem zweiten Zentrum der Stadt zuwenden: Zwischen Kattenbrink und neuem Rathaus, zwischen Schloßstraße und Krumme Weide hat sich ein lebendiges Zentrum erhalten, das  in seinem Kern mindestens bis ins erste Jahrtausend zurückgeht – wahrscheinlich sogar noch weiter. Anders als in der Salzufler Innenstadt hat es sich bewährt, dass es in Schötmar nie eine Fußgängerzone gegeben hat. So kann man hier den Luxus genießen, unmittelbar an den Einzelhandelsgeschäften parken zu können – auch wenn sich gerade im Sommer das Zweirad als Alternative für den Ausflug nach Schötmar anbietet. Kern des Ortsteils Schötmar ist die Kilianskirche, deren Ursprünge auf das 9. Jahrhundert nach Christus datiert werden. Heute ist die evangelisch- reformierte Kirche Mittelpunkt eines lebendigen Gemeindelebens. Sie diente während des Umbaus der Konzerthalle auch der Nordwestdeutschen Philharmonie als Ausweichquartier. Rund um die Kirche hat sich ein idyllischer Platz erhalten, der nur zu den Pausen und zu Schulschluss der gegenüberliegenden Schule „Am Kirchplatz“ mit größeren Geräuschen erfüllt wird. Überhaupt ist Schötmar im besten Sinne ein „Ort rund um den Kirchturm“. Nur wenige Schritte sind es hier vom Trubel der Begastraße zur besinnlichen Ruhe um die Kirche bis hin zur Schulstätte, in der sich Schötmars Zukunft entwickelt.

Die Schloßstraße ist heute die vielbefahrene Verbindung zwischen Schötmar und Salzuflen – an ihr liegt (wie der Name schon sagt) eines der kulturellen Zentren der Gesamtstadt: Die Musikschule im Schloß Stietencron. Das ehrwürdige Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Ursprünglich 1729 – 1732 von August Moritz Abel Plato von Donop erbaut, kam es 1831 in den Besitz der Familie von Stietencron. 1949 wurde es Eigentum der Stadt Schötmar, die es zunächst als Krankenhaus nutzte. Seit 1984 wird das Gebäude von der Musikschule genutzt – im Rokoko-Saal unter den Augen Friedrichs des Großen oder in der Eingangshalle finden regelmäßig Konzerte sowohl klassischer als auch aktueller Ausrichtung statt.

Der Schloßpark ist eine grüne Oase inmitten der verkehrsreichen Straßen rund um das Schloss. Hier gaben sich schon Künstler wie Nena, Guildo Horn oder die Münchener Freiheit die Torklinke in die Hand. Leider ist die Open-Air-Tradition im Schloßpark etwas eingeschlafen. Dafür führt der rege Bürgerverein Schötmar heute viele kleinere und größere Veranstaltungen durch – und an die musikalische Tradition hat das Café del Sol, gegenüber dem Bahnhof, nahtlos angeknüpft. Wenn auch hier weniger der Schlager im Vordergrund steht…

An der Begastraße entdeckt man selbst als Auswärtiger sofort, wo der heutige Kristallisationspunkt Schötmars ist: Bei Toni. Im Eiscafé oder auf der großen Terrasse an der Straße trifft man sich tagsüber, in der Mittagspause oder nach dem Einkauf, um über das aktuelle Geschehen auf dem Laufenden zu bleiben oder um einfach eine leckere italienische Eisspezialität zu genießen. Derzeit kann man dabei auch den Arbeiten an einer Schötmaraner Großbaustelle zusehen: Das Bega-Center mit Nahversorgermarkt wächst stetig in die Höhe und soll den Standort Schötmar sichern. Denn das Fehlen eines Supermarktes in der Innenstadt war vielen ein Dorn im Auge. Auch das nebenstehende Haus Pott soll sich nach Fertigstellung des Bega-Centers wieder zu einem lebendigen Anziehungspunkt Schötmars entwickeln.

Doch bevor es in die Zukunft geht, noch einmal der Blick zurück: In Schötmar hat sich eine besondere Lokalität erhalten, die seit einiger  Zeit „wiederentdeckt“ wird. Im Hotel Korf befinden sich nicht nur ein Restaurant mit gutbürgerlicher Küche und die Kneipe „Alter Krug“, sondern mit der ehemaligen Bar „Rendezvous“ auch ein Etablissement, das in seinem Inneren den Geist der 70er-Jahre atmet. Vom Flokati über die psychedelischen Tapeten bis hin zum großen Leuchter findet der Besucher hier eine Welt, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Inzwischen hat die ehemalige Bar eine zweite Karriere begonnen und ist beliebter Ort für Partys.

Lenkt man seine Schritte über die Bahnschienen, die Begastraße und Krumme Weide voneinander trennen, erreicht man nicht nur den zweiten Teil der Einkaufsstraße Schötmars, sondern steuert auch zielstrebig auf eine Bad Salzufler Institution zu: Plocken-Otto. Der Imbiss an der Ecke Platanenstraße / Krumme Weide ist legendär. Solch eine Gestaltung als klassische „Bude“ sieht man heute nicht mehr oft; seit 1948 befindet sich hier die zentrale Anlaufstelle für alle CPM-Freunde. Überhaupt hat Schötmar gastronomisch einiges zu bieten: Von Nier gegenüber dem Schloßpark über das Junkerhaus und Korf am Marktplatz, dem Café del Sol am Bahnhof und Mario in der Krummen Weide bis hin zu Plocken-Otto vereinigt sich entlang zweier Straßen eine Vielfalt, die kaum einen Wunsch offen lässt und unter dem Motto steht: Mittendrin, statt nur dabei. Wer es etwas ruhiger mag, ist im Schützenhaus an der Eduard-Wolff-Straße gut aufgehoben. Hier befindet sich auch einer der größten Biergärten der Stadt.

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