Voehls Welt Juli 2011
von Uwe Voehl, Illustration von Ullrich Tasche

Stadtbranddirektor (im Volksmund auch „Feuerwehrchef“ genannt) Rüdiger Dittmann ist in die Schlagzeilen geraten, weil er eine Birke am Feuerwehrgerätehaus Holzhausen kurzerhand absägte. Die störte einfach. Basta! Sagen will er sonst nichts dazu. Nur soviel: „Ich habe das im vollen Bewusstsein getan!“  Leider stand die blöde Birke unter Naturschutz, weswegen jetzt irgendwelche kleinkarierten Geister ihm an den Kragen wollen.

Ich finde es vorbildlich, wenn städtisches Personal dem Bürger vorlebt, wo die Axt hängt. Selbst ist der Mann! Und wenn ich so aus dem Fenster schaue, da gibt’s eine ganze Menge, was mich stört. Fängt an beim Parkverbot vor meiner Tür. Völliger Unsinn, dieses Schild! Das Ding ist fällig! Reich mir mal die Eisensäge!

Einige unsinnige Einbahnstraßenschilder müssen in diesem Zusammenhang ebenfalls dran glauben.

Für nächtliche Verkehrsruhe ist jetzt auch gesorgt: Jeden Abend vor dem Schlafengehen verteile ich ein paar Glasscherben auf der Straße vor meinem Schlafzimmer. Das wird sich schnell rumsprechen. So sorgt man ganz unbürokratisch für verkehrsfreie Zonen!
Wenn ich so durch die Stadt fahre, fällt mir noch viel mehr ein.  Diese dusselige Ampelschaltung auf der Bahnhofstraße hat mich schon immer gestört. „Grüne Welle“? Ich gebe jetzt auch bei „roter Welle“ richtig Gas!

Hüsni kann da nur leise lächeln: „Iss wie in Türkei, wo Ampel immer Grün – auch wenn Rot! Hey Junge, ich hab noch super Idee, wenn Feuerwehrscheffe schon Grünzeuch fällt, was meinst, kann isch auch Eiche fällen vor unser Haus? Kalte Winter kommt bestimmt!“

Hüsni bringt mich zum Nachdenken. Was ist, wenn Herr Dittmanns Aktion purer Selbstnutz war? Mit dem Holz einer ganzen Birke kann man ein ganzes Mehrfamilienhaus beheizen! Oder einen Holzhandel aufmachen. Was verdient denn so ein Feuerwehrchef überhaupt?

„Euer Geplapper kotzt mich an!“, fährt Fee, ehemalige Walldorfschülerin, dazwischen. „Auch Bäume haben eine Seele. Außerdem spenden Sie Schatten. Diese Birke wollte nichts als ‚sein‘.“ Sie gibt eine kurze Darbietung, indem sie mit weitausholenden Gesten die Birke tanzt. „Sie hat nie jemandem etwas zuleide getan. Birken sind die friedliebendsten Bäume der Welt. Dieser Feuerwehrchef hat ihr brutal die Lebensader abgeschnitten. Nach dem buddhistischen Glauben wird er dafür als Hund wiedergeboren und muss leiden.“

Während Günni „Mein Freund, der Baum“, summt, fragt Hüsni: „Glaubt Frau wirklich, dass wenn Scheffe als Hund muss pinkeln, er kein Baum mehr findet?“

„Alles kalter Kaffee“, sinniert Günni, unser Philosoph. „Dieser Dittmann ist in seiner Seele ein echter Revoluzzer. Ein Che Guevara  der geknechteten Bürger, der gegen sämtliche Paragraphenreiter zu Felde zieht: Macht kaputt, was euch kaputt, was euch kaputt macht!“

„Meinst du wirklich, der hört nach Dienst heimlich Ton, Steine, Scherben?“, frage ich zweifelnd. „Ich glaube, der hat beim Dosenbier eher zu viel „Rambo“ geguckt.“

Apropos Rambo: „Einmal mach ich noch den Dittmann“, verkünde ich. „Dieser Poller in der Wenkenstraße ist mir schon immer ein Dorn im Auge gewesen!“

„Spinnst du? Und wenn kommt Polizei?“

„Dann sag ich nur: Ich habe das im vollen Bewusstsein getan!“
Basta!

Wer Uwe Voehl und seine „kriminelle Welt“ live erleben will: Am 13.08.2011 bei der 3. Großen Kriminacht im Umweltzentrum Heerser Mühle gibt es Mord und Totschlag im Grünen (ab 19.30 Uhr).

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Kommentare

Schöner Text und schön aus der LZ abgekupfert, die es wenigstens noch etwas journalistisch angefasst haben … Sollte das lustig werden?


Wir sollten stolz darauf sein einen StadtbrandINSPEKTOR zu haben, der persönlich anpackt, wenn es gilt die Interessen der Feuerwehr (und der Bürger) zu vertreten! Glückwunsch an Rüdiger Dittmann!