Pogo, Partystimmung und Massenhysterie – Über 10 Bands vor über 5.000 Zuschauern auf 3 Bühnen – Hiphop, Punk, Rock und Pop –  und das alles mitten im beschaulichen Kurpark. Das geht und das macht richtig Spaß. Natürlich nicht bei uns in Bad Salzuflen, hier ist so etwas undenkbar. Aber knappe 20 Kilometer entfernt in Bad Oeynhausen bei den Parklichtern klappt das schon seit einigen Jahren ganz wunderbar.

So machten wir uns dann Freitags gut gelaunt, aber leider viel zu spät auf den Weg. Nachdem wir die Buckelpiste Weserstraße ohne bleibende Schäden überstanden hatten, fanden wir uns  nach kurzer Fahrt (von den Wegweisern geleitet) auf einem Parkplatz mit Blickkontakt zum Eingang des Kurparks wieder. Wow, das ist ja schon Luxus. Das hat was.

Bernd Begemann und Jupiter Jones hatten wir leider schon verpasst (uns wurde glaubhaft versichert, ausnahmslos ALLE Künstler hätten richtig gut „abgeliefert“), also nahmen wir schnell noch die letzten Töne vom wirklich starken und überzeugenden Gregor Meyle mit, bevor dann auf (und vor) der Hauptbühne die Post abging.

Casper war in den Augen vieler Besucher der eigentliche Headliner des Abends, entsprechend frenetisch sangen die meist weiblichen Fans in den ersten Reihen die deutschen Texte ihres Idols lauthals mit. Die Freunde der kleinen Mädchen feierten direkt dahinter einfach nur eine fette Party zu den satten Beats und der mächtigen Bühnenshow, die außer dem Sprechgesang so gar nichts mit Hiphop zu tun haben wollte. Die markigen Sprüche des Bielefelders taten ihr übriges, die Stimmung war insgesamt einfach nur großartig. Zum Ende des Auftrittes gab es dann noch ein par besondere Leckerbissen aus dem Schatzkästchen, nach einem gefühlte 100 mal wiederholten Fanchorus „400 Euro-Job“ und einem Ständchen für Bassisten und Geburtstagskind Danny wurden nicht ganz unbekannte Aufnahmen von Sylver und Nirvana eingespielt und von der Band und Casper mit dem letzten Feinschliff versehen. Fazit: Rampensau!

Tim Bendzko wurde von den Veranstaltern wahrscheinlich bereits gebucht, als noch kaum jemand in Deutschland wusste, dass er in diesem Sommer jeden Tag mehrmals im Radio seine 148713 Mails checken muss. Anders ist nicht zu erklären, dass sein Gig im kleinen feinen Kurtheater stattfand, das leider nur über einige Hundert Sitzplätze verfügt.
Der Andrang vor der Tür war dementsprechend riesig und die Enttäuschung groß, als die Security vermeldete „Nichts geht mehr“. Bei den ganz jungen Besuchern, die zum Teil nur wegen Bendzko angereist waren, flossen teils bittere Tränen der Enttäuschung und Beschwerden wurden laut, warum man den Gig nicht auf die große Bühne verlegt habe.
So hart es klingt, des einen Leid war des anderen Freud. Denn diejenigen, die einen der begehrten Sitzplätze im Theater ergattert hatten, wurden für ihre Mühe mehr als belohnt. Sie erlebten ein fast familiäres Konzert mit feinen Tönen und stimmlichen Höchstleistungen, die keine Wünsche offen ließen. Fazit: Ein ganz großer der kleine!

Der unglaubliche Heinz ist ein selten dämlicher Name für einen Künstler. Aber passt wie die Faust aufs Auge. Der Typ ist wirklich unglaublich. Fünfmal hintereinander richtig scheiße tanzend die Bühne zu betreten und nach einer Minute wieder zu verlassen, um das Publikum anzuheizen ist eigentlich total schwachsinnig, aber es hat funktioniert. Mit echt üblen Kalauern auf Fernfahrerniveau quatschte sich Heinz Gröning in die Herzen der Zuschauer und strapazierte deren Zwerchfelle auf’s äußerste. Ein Reife Leistung, dass er die Menge tatsächlich dazu bringen konnte, seinen Liedtext „K-HG 1811 – Das ist das Nummernschild von Heinz“ lautstark mitzusingen. Fazit: Wirklich unglaublich!

Die Donots (Lieber  Parklichter-Moderator, man spricht es „DUNOTS“ nicht „DONATS“) waren dann absolut das letzte. Natürlich im übertragenen Sinn. Die Punkrocker aus Ibbenbüren hatten ihren gut 24 Stunden vorher absolvierten Gig auf dem riesigen polnischen WoodstockFestival in den Knochen, wirkten aber, als hätten sie gerade 3 Wochen auf den Malediven relaxt.

Mit Bombenstimmung, aktiver Publikumsbeteiligung („Hinsetzen, hinsetzen…“), Circle Pit und Wall of Death forderten die Jungs von ihren Fans vollen Einsatz. Dieser wurde spätestens belohnt, als Frontmann Ingo sich bei der Zugabe „We’re not gonna take it“ zum Bad in oder besser gesagt auf der Menge hinreißen ließ. Eine Aktion, die Fangemeinde und Security-Personal ganz unterschiedlich bewerteten, letzterem wich zum Teil sämtliche Farbe aus den Gesichtern. Fazit: Fun ohne Ende.

Bei Festivals hört man ja immer wieder, dass die wirklich lustigen Geschichten abseits der Bühnen geschrieben werden, also wollen wir nicht verpassen, hier einige Highlights des Abends zum Besten zu geben. Eines war sicherlich ein nur geringfügig alkoholisierter junger Mann, der allen auf und vor der Toilette befindlichen Besuchern laut vernehmlich mitteilte, dass er sich gerade „voll auf den Pulli gepinkelt“ habe. Wie er das bei dem über die Schulter gelegten Kleidungsstück geschafft hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

Weiter erwähnenswert war noch der Aufruf von Donots-Ingo, die Besucher möchten doch bitte den Rasen vor der Bühne komplett kaputt treten, da er im vergangenen halben Jahr vier mal in Bad Oeynhausen geblitzt worden sei. Dem Aufruf wurde weitestgehend gefolgt, das Umweltamt dürfte an den Folgetagen einige Überstunden geleistet und Ingo dafür verflucht haben. Einige Besucherinnen des nahegelegenen Adiamo werden den Abend ebenfalls in keiner guten Erinnerung behalten, wurden sie doch tatsächlich von der Security gezwungen, den Kurpark außerhalb zu umrunden, um in ihr bevorzugtes Tanzlokal zu gelangen. Und das auf den (!) Schuhen. Die darauf folgenden Verwünschungen der Damen in den Kostümchen hier abzudrucken, würde die Grenzen des guten Geschmacks weit überschreiten.

Unser besonderer Dank gilt noch den Flyerverteilern vom Club Casanova, dank des teilweise mit einem Edding geschwärzten Handzettels wissen wir nun, dass eine Fahrt zu dem Etablissement am letzten Tag der Woche ab sofort völlig sinnlos ist, es ist Sonntags geschlossen.

Was soll man sagen? Insgesamt ein absolut gelungener Abend mit durchweg überzeugenden Künstlern und nebenbei erwähnt sehr moderaten Preisen für Getränke und Speisen (obwohl der Preisunterschied zwischen einem Stück Pizza Margherita für 1,50 € und dem mit zwei Salamischeiben für 3,00 € doch etwas eigenartig anmutete). Egal, wir sind auf jeden Fall nächstes Jahr wieder da bei den Parklichtern 2012.

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