Rund 3 Millionen Menschen haben bereits den französischen Überraschungshit „Ziemlich beste Freunde“ im Kino gesehen. Nur nicht in Bad Salzuflen. Denn als der Film am 5. Januar 2012 deutschlandweit anlief, war das letzte Kino der Kurstadt seit knapp einer Woche geschlossen. Mit den Verpächtern des Kinos, die Familie Homann, und dem langjährigen Betreiber, Peter Gedies, haben wir uns an die glorreichen Bad Salzufler Zeiten des Filmtheaters erinnert. Mit Wehmut, aber auch mit einem Funken Hoffnung.

Wir machen einen Sprung weit zurück in die Vorkriegsjahre: „In der Gaststätte Quellenhof wurden die ersten bewegten Bilder gezeigt: Stummfilme mit Klavier und so“, erläutert Peter Gedies, der diese Zeiten noch aus Erzählungen kennt. „Das erste richtige Kino waren dann die Kammerlichtspiele in der Langen Straße.“ Ab etwa 1924 wurden hier in einem Saal bis zu 312 Besucher unterhalten. In den 1930er-Jahren kamen die Wittekind-Lichtspiele in Schötmars Schülerstraße hinzu; mit Unterbrechungen gab es hier bis 1961 Kinofilme und Wochenschauen.

Mit dem Allee-Theater (ebenfalls in Schötmars Schülerstraße), den Kur-Lichtspielen (ab 1946), dem Tivoli in Schötmar und der Filmbühne waren es sogar einmal sechs Kinos, die in Bad Salzuflen und Schötmar gleichzeitig betrieben wurden.„Kein Wunder“, erklärt Peter Gedies. „Es gab Jahre, da sind deutschlandweit rund 850 Millionen Menschen in die Filme gerannt. Heute sind es in guten Jahren vielleicht noch 120 Millionen.“ Seiner Meinung nach hat das Medium Kino einfach zu viel Konkurrenz bekommmen; und gleichzeitig sind die Preise für den Eintritt explodiert. „In den Kammerlichtspielen lag in der Hoch-Zeit des Kinos der Eintritt bei 1,50 Mark – das allerdings für den besten Platz auf dem Balkon“, erinnert sich der Kinofan.

Auch an die Eröffnung „seiner“ Filmbühne kann sich Gedies noch gut erinnern: „Am 1. Dezember 1956 gab es den Königswalzer mit Marianne Koch in der Hauptrolle. Unser Kinosaal platzte mit 450 Besuchern aus allen Nähten“, so Gedies melancholisch. 1980 erfolgte dann ein Ausbau. Die zusätzlichen Säle, Kino 2 und 3, wurden vom großen Saal abgeteilt. Da nun drei Filme gleichzeitig gezeigt werden konnten, wurden die anderen verbliebenen Häuser unattraktiv und damit unrentabel; sie ließen den Vorhang für immer fallen oder etablierten sich, wie im Fall des Tivoli, für einige Zeit als Programmkino.

Da die Filmbühne bis zu ihrem vorläufigen Ende 2011 – Gedies hatte den Betrieb 2003 abgegeben – nach eigenen Worten des letzten Pächters „eher nebenbei“ geführt wurde, hat sich nach Ansicht von Brigitte Homann auch die Qualität des Kinobesuchs allmählich verschlechtert. „Wir haben mit zahlreichen Interessenten für unser Haus gesprochen“, so die Verpächterin, deren Schwiegervater die Geschichte des Salzufler Kinos begründete, „doch so einfach hergeben möchten wir es nicht. Ein neuer Pächter muss vor allem bereit sein, in die Technik der in die Jahre gekommenen Filmbühne zu investieren. Zudem muss er etwas vom Kino und vor allem vom Service am Kunden verstehen. Das sind wir dem Publikum schuldig“, so Homann.

„Wäre ich nur zehn Jahre jünger“, entfährt es Peter Gedies, „würde ich es wieder selbst in die Hand nehmen.“ Hoffen wir auf ein Happy End.

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