Voehls Welt April 2012Wie man nicht nur mit Gold Geld, sondern auch mit Asche Kohle machen kann, beweist im Moment das MARTa im benachbarten Herford.

Wie man aber auch mit Steinen Kies macht, zeigt der Salzufler Charly Betzemeier. Ein ganzes Jahr lang bin ich an seinem Kunstwerk „Endmuräne“ achtlos vorbeigelaufen, weil ich es für eine Reihe zufällig von Landschaftsgärtnern deponierter Felsbrocken hielt. Nix da! Kunstwerk „Endmuräne“, so klärt mich Kunstbanause das angebrachte Schild auf. Kunstwerk in Anführungsstrichen wohlgemerkt, das heißt, es ist gar kein richtiges, sondern nur so eine Art Kunstwerk. Ein Als-ob-Kunstwerk also?

Aber das soll wahrscheinlich genauso zum Grübeln anregen wie das Wort Kunstwerk. Schließlich wäre ich nie von selbst darauf gekommen. Oder doch?

„Das wäre doch mal eine Idee für unsere neue Marketing-Chefin“, entfährt es Günni, als ich ihm davon erzähle.„Wir erklären Bürgern und Besuchern Bad Salzuflen völlig neu! Mit Schildern!“

„Zum Beispiel?“

„Wie wär’s mit ‚Kinderfreie Zone‘ am Kurparkeingang? Die Frage, ob sich meine Neffen dieses Jahr an Hitzetagen in den neuen Brunnen abkühlen dürfen, hat sich ja wohl mit dem neuen Zaun erledigt.“

„Tolle Idee, so ein Schild. Am besten wäre natürlich gleich ein Schild, auf dem ‚Spaßfreie Zone‘ steht, aber dann würde keiner mehr Eintritt in den Kurpark bezahlen“, mischt sich Willy ein.

„Apropos spaßfrei“, sagt Günni. „Der Direktor eines Salzufler Gymnasiums scheint Spaß mit Sodom und Gomorrha gleichzusetzen. Endlich war mal was los in der Fußgängerzone, als neulich der diesjährige Abijahrgang seine Entlassung feierte. Die mussten nur alle zu Fuß kommen. Fahrräder hatte der Direx verboten. Stellt euch das mal in Münster vor!“

„Wenn’s nach der Stadt gegangen wäre, sollte das Brunnensaufen dieses Jahr eigentlich weitab draußen, abseits der City stattfinden – nur gibt’s da weit und breit keinen Brunnen“, weiß Willy zu berichten.

„Da hätten wir doch das nächste Schild: ‚Fahrräder müssen leider draußen bleiben!‘ Das an den Ortseingängen, und die Jugend macht bald einen großen Bogen um Bad Salzuflen“, schlage ich vor.

„Macht die sowieso. Von dem Direx weiß ich noch was“, regt sich Günni auf.

„Die haben da seit Jahren eine Schülerzeitung: Keine Ahnung! Schüler-Zeitung, kapiert? Eine Zeitung von Schülern, für Schüler.“ „Na und?“

„Am Anfang hat sich der Direx damit begnügt, die Artikel vorab zu lesen und gegebenenfalls zu ‚korrigieren‘ oder rauszuschmeißen. Jetzt hat er eine Lehrerin in die Redaktion geschleust, die schon im Vorfeld für Ordnung sorgt. Dafür hätte bei uns früher die Schule gebrannt!“

„Jetzt mal was Positives“, verlangt Fee. „Seitdem das Gradierwerk zusammengebrochen ist, hat man einen  tollen Blick auf unsere schöne Parkstraße und den Salinenpark. Ich finde, das soll so bleiben. Wie wär’s mit dem Schild ‚Freie Sicht für freie Bürger!‘?“

„Jo, wie damals: Freie Fahrt für freie Bürger. Den Slogan könnte man 1:1 für den Mountain-Bike-Pfad am Abenteuerspielplatz übernehmen. Dürfen die Kids da jetzt eigentlich weiter runterpreschen oder muss da auch ein ‚Spaßfreie Zone‘-Schild hin? Oder gleich ein ‚Kids nicht erwünscht‘-Schild. ‚Erwünscht‘ in Anführungsstrichen. Also erwünscht irgendwie schon, aber nicht hier…“

„Apropos freie Fahrt! Wie wär’s mit ‚Rote Welle‘-Schildern auf der Rudolph-Brandes-Allee?“

„Jetzt ist aber Schluss!“, beende ich die Diskussion. „Sonst haben wir in Bad Salzuflen bald nur noch einen Schilderwald!

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Kommentare

Dem Sturm stellen wir uns brandungserprobt entgegen. Und ein weiteres Schild haben wir auch schon vorbereitet: : ‚Hier kann jeder seine Meinung frei äußern, so lange es meine eigene ist. Euer Direx‘.
PS: RGB? Wieso RGB?? ;-)


Hallo Salzstreuner,
vielen Dank für die neueste Ausgabe von „Uwe’s Welt“! Im Vergleich zur etablierten Lokalpresse zeigt Ihr Mut und bringt traurige Tatsachen (Brunnen-Saufen, Bevormundung des RBG-Schülerzeitungsteams)lustig verpackt auf den Tisch! Ich hoffe, Ihr haltet dem Sturm der Entrüstung Stand, der Euch vielleicht aus dem Lehrerzimmer des RBG entgegenblasen wird.