Achtung: Aus aktuellem Anlass warne ich vor einer Droge, die auch in Bad Salzuflen immer tiefere Einschläge verzeichnet. Die Rede ist von Bubble Tea! Kürzlich sah ich Hüsni, wie er am Steuer seines Taxis ein gepflegtes Pils trank. Dass er das Bier in einem Plastikbecher schlabberte, mochte eine neue Unsitte aus der To-Go-Abteilung sein. Dass er es aber mit einem riesigen Strohhalm trank, ließ mich ernsthaft um seine Gesundheit bangen. Als ich ihn abends anrief, brach es aus ihm heraus: „Junge, das war kein Pils, das iss neuer Hammertee. Der iss süßere Versuchung als die zehn Nackttänzerinnen in Sares Istanbul-Bar. Ich erklär dir später. Hab Verabredung mit den Jungs …“
Dann kam der Tag, an dem ich allein an der Theke stand. Rudi, der Wirt, schüttelte nur den Kopf. „Die Stammtrinker sind im Moment alle auf Droge: Bubble Tea heißt das Zeug. Bin schon am Überlegen, ob ich meinen Kunden Bubble Bier anbiete …“
Ich rief meine Freunde an. Keiner war zu Hause. „Kein Wunder“, sagte Rudi. „Die sind alle im großen M.“
Ich eilte sofort dorthin und traf sie alle an: Hüsni, Günni, Herbert. Sie nuckelten wie alle anderen Kunden an einer dicken Plastikkanüle und schauten entrückt. Hüsni winkte mich zu sich. „Total geiles Zeuch. Komm, ich geb einen aus. Was willste: Mango, Waldbeer oder Vanille, Junge?“ „Nichts! Ihr seid ja völlig verblendet! Ihr kommt nicht mehr in die Kneipe, trinkt kein Bier mehr …“
„Bubble Tea ist spritziger!“, schwärmte Günni, während mir Hüsni bereits einen Becher in die Hand drückte. Der Becher war durchsichtig, so dass mir die vielen Kügelchen in der Flüssigkeit ins Auge stachen. „Sieht aus wie Froschlaich.“ „Aber schmeckt wie Kaviar!“, pries Herbert das Gebräu des Teufels an. Er drückte mir einen dicken Trinkhalm in die Hand, der an Utensilien beim Urologen erinnerte.
„Damit trinkst du und kannst die Bubbles aufsaugen“, erklärte er.
Der erste Schluck schmeckte wie Tee. Dann landete ein erster Bubble in meinem Mund. Ich zerbiss ihn und eine zuckersüße Flüssigkeit erschlug jedes weitere Aroma. Ich spürte den Wunsch nach mehr …
„Das macht wirklich süchtig!“, stellte ich fest, wenngleich die auf dem Boden verbliebenen Bubbles tatsächlich wie die Nachkommen irgendwelcher Amphibien aussahen. „Und es gibt keine Nebenwirkungen?“ „Nur positive!“ Einen Augenblick später traf mich ein Bubble an der Wange. Herbert hatte den Trinkhalm zum Pusterohr umfunktioniert und kicherte. „Meine Kids spielen endlich wieder, anstatt vorm Computer rumzuhängen!“
„In unserer Ehe ist wieder Schwung, seitdem Eva und ich Bubble Tea statt Wein trinken!“, schwärmte Günni. Ich betrachtete den Strohhalm, Günni winkte ab. „Anders als du denkst! Eva wird ganz wild, wenn die Bubbles in ihrem Bauchnabel prickeln …“
Mir wurde übel. Aber nicht wegen Eva, sondern wegen des Zuckers.
„Daran gewöhnst du dich“, beruhigte mich Herbert. „Geschätzte fünfhunderttausend Kalorien pro Bombe, tja, da brauchst du Übung!“
Seitdem hänge ich am Trinkhalm, denn auch ich bin der Droge verfallen. Am meisten Spaß macht es, mit den Jungs um die Wette zu saugen. Es ist eine Herausforderung, die letzten Bubbles vom Becherboden zu bekommen. Der Pusterohreffekt stellt sich nämlich auch andersherum ein: Mit Wahnsinnsgeschwindigkeit explodieren die Bubbles in der Mundhöhle. Hüsni ist letztens fast daran erstickt. Gestern schlug Günni vor, es mal durch die Nasenlöcher zu versuchen. Seitdem haben wir Hausverbot beim M. Doch der nächste Dealer wartet schon – der mit dem großen B. Wetten dass ..?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert