Da auf dem Vierenberg steht er. Und er steht nicht allein. In Herford steht schon der nächste, auch in Vlotho und in Bielefeld – dort wird er der „Eiserne Anton“ genannt. Die Rede ist vom
Bismarckturm.

Bismarcktürme sind von 1869 bis 1934 wie Pilze aus der meist erhöhten Erde geschossen. Insgesamt 240 dieser Türme, Säulen und Warten gab es, rund 170 sind es immer noch. Sie stehen zum größten Teil auf dem heutigen Gebiet von Deutschland, aber auch in Österreich, Polen, Frankreich, Tschechien, Russland, Dänemark und sogar in Papua-Neuguinea, Kamerun und Tansania.

Eine funktionelle Aufgabe hatten die Türme nie, lediglich erinnern sollten sie. An Otto von Bismarck, dem „Gründer und Schmied“ des Deutschen Reiches. An seinen Geburts-, Todes- und auch anderen -tagen sollten keine Kerzen auf einer Torte brennen, sondern Feuer auf den Türmen: „Flammen über ganz Deutschland zu Ehren Bismarcks“. Initiator des um die Jahrhundertwende zunehmenden Kultes war die Studentenschaft, die, ähnlich wie Bismarck, wenig von Kaiser Wilhelm II. hielt und die den 1890 entlassenen Reichskanzler als Volkshelden verehrte.

Der Turm in Bad Salzuflen ist nach gut sechsmonatiger Bauzeit am 14.10.1900 eingeweiht worden. 12.000 Mark hat der Bismarckturm gekostet. 8.000 Mark davon, konnten durch den „Jahrmarkt zum Besten des Fonds für den Bismarckthurm“ im Salzufler Kurpark reingeholt werden, der am 28. und 29. Juli des Jahres stattfand. Eine weitere größere Summe kam vom Firmenchef der Hoffmann´s Stärkefabriken, Leberecht Hoffmann.

Obwohl es so etwas wie eine Blaupause mit dem Namen Götterdämmerung für jeden Bismarckturm gab, wurden nur die wenigsten danach tatsächlich gebaut. Auch in Bad Salzuflen wurde eine eigene Lösung gesucht und vom beauftragten Baurat Böhmer aus Detmold gefunden. Er orientierte sich an einem Entwurf, der beim Bismarcksäulen-Wettbewerb von 1898/1899 unter die Top 30 gekommen war. Er stammte vom Architekten Franz Hartmann und hatte den stilgebenden Namen „Schlicht“. Und genauso sieht der Salzufler Bismarck-turm auch aus …
In den ersten Jahren wurde der Turm zwischen April und Oktober an jedem Sonntag von 14.00 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit von einem Wärter geöffnet – in den Wintermonaten allerdings nur an „besonders schönen Sonn- und Festtagen“. Nach 1945 wurde er zur Funkstation der amerikanischen Streitkräfte. Danach geriet der Turm für lange Zeit mehr oder weniger ungenutzt in Vergessenheit und verfiel.

1999 erfolgte eine grundlegende Sanierung, im August desselben Jahres die Wiedereröffnung. Allerdings wies die Fassade schon kurze Zeit später erhebliche Mängel auf und das Betreten wurde für Besucher zu gefährlich. Der Bismarckturm wurde wegen Einsturzgefahr im Jahr 2003 gesperrt. Für 60.000 Euro erfolgte im Folgejahr eine weitere Sanierung, womit die Wieder-Wiedereröffnung in 2005 möglich wurde. Heute ist der Bismarckturm von Mai bis Oktober an jedem ersten Sonntag im Monat geöffnet, den Schlüssel gibt es im Berggasthof Hollenstein, in dessen herrlichem Biergarten der Besuch des Turms gekrönt werden kann.

 

 

Ergänzung zur letzten Stadtgeschichte(n)

Wie uns unser Leser Manfred Ramme hinwies, war nach Abzug der amerikanischen Streitkräfte keineswegs Funkstille auf dem Bad Salzufler Bismarckturm.
Er selbst war nämlich zeitweise mit dabei, wenn sein Großvater Gustav Ramme bei schönem Wetter den Turm für Besucher aufschloss, um sie gegen Eintritt (anfangs waren es 5 Pfennige) zur schönen Aussicht aufsteigen zu lassen. Von 1950 bis zum Ende der 1970er Jahre war der Besuch des Bismarckturms möglich, erst danach wurde er für einige Jahre gesperrt. (Vielen Dank an Manfred Ramme für den freundlichen Hinweis.)

 

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