Foto: cmm // Portrait von F. A. Zimmermann, 1838

Seit Dezember ist das Stadtarchiv um eine Attraktion reicher: Im Lesesaal des Archivs präsentiert sich im wahrsten Sinne des Wortes bis unter die Decke die gesamte Bibliothek des Salzufler Apothekers Rudolph Brandes. Nach einer Odyssee vom Dachboden der Brandes’schen Apotheke bis in den Keller des Stadtarchivs kommen die knapp 1.500 Bücher nach über 10 Jahren damit erstmals wieder ans Tageslicht.

Rudolph Brandes wurde 1795 geboren und war nach heutigen Maßstäben ein Tausendsassa. Als ältester Sohn des Apothekers Johann Gottlieb Brandes (der die heutige Brandes’sche Apotheke 1792 gegründet hatte) besuchte er die Schule in Salzuflen und das Gymnasium in Osnabrück, wo er ebenfalls eine Ausbildung zum Apotheker machte.

1815 begann er ein Studium in Halle, wo er Pharmazie, Chemie, Botanik, Mineralogie, Logik und Mathematik belegte. Nachdem seine Mutter im selben Jahr und sein Vater ein Jahr später gestorben waren, machte er bereits 1817 seine Promotion, um nur ein weiteres Jahr später sein Apotheker-Examen in Lippe zu absolvieren. Danach, im Jahr 1819, übernahm er die elterliche Apotheke.

Brandes engagierte sich auf vielfältige Weise in seiner Heimatstadt und hatte hier eine Reihe von Ämtern inne – darunter auch das des Oberaufsehers für die Feuerlöschungsgerätschaften. Daneben veröffentlichte er eigene Forschungsergebnisse und betätigte sich 1821 als Mitbegründer des Apothekervereins in Westfalen – des ersten Branchenverbands für Apotheken. Außerdem war er Mitherausgeber verschiedener Zeitschriften, die auch in seiner Bibliothek zu finden sind.

Rudolph Brandes starb 1842 – also vor 175 Jahren – im Alter von nur 47 Jahren. Seine umfangreiche Bibliothek ist natürlich heute nicht mehr unbedingt als Grundlage für den Biologie- oder Physikunterricht zu gebrauchen. Doch sie zeigt auf, welche Gedanken um die Welt man sich im 18. und 19. Jahrhundert machte. Zudem ist sie, neben der Rudolph-Brandes-Allee und dem Rudolph-Brandes-Gymnasium, ein sichtbarer Nachlass dieses großen Salzuflers.

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