Leise Stimmen

In Bad Salzuflen kann man derzeit mystische Erfahrungen machen. Wenn man im Morgendunst über die Osterstraße zum historischen Rathaus geht, hört man eine leise Stimme mit Hamburger Dialekt flüstern: „Mach dir keine Sorgen, ich bin auch irgendwann fertig geworden und heute eine tolle Philharmonie!” Am Salzhof ist es noch kurioser; eine nervöse Stimme kichert und meint: „Ick rate dir: Hol dir bloß keen Bahn-Manager. Und wechsel öfter mal det politisch jewählte Personal!“ Nur im Kurpark ist noch alles seltsam still – auch wenn Zeugen behaupten, es habe hier schon dezent geschwäbelt. Seltsame Worte wie Kurpark 21, Tunnelblick und Sichtachse sollen gefallen sein.

Sehr deutlich wahrnehmbar sind hingegen die Jubelschreie, die regelmäßig aus den verbliebenen Salzufler Fußballkneipen schallen. Auch dienstags und mittwochs, wenn die Liga der Champions an der Reihe ist. Ab Sommer 2018 dürften die Lokale noch voller werden – denn die Königsklasse des Fußballs wird nur noch im Pay-TV gezeigt. Wer allerdings eins und eins zusammenzählen kann, wird sich ausrechnen können, dass die Preise für das Bezahlfernsehen auch für die Gastronomen weiter ansteigen werden. Viel spannender als die größtenteils langweiligen Spiele wird also die Beantwortung der Frage sein: Wie lange machen wir den Wahnsinn noch mit?

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