Voehls Welt: Rote Karte
Von Uwe Voehl. Illustriert von Ulrich Tasche.

Ich gebe es zu: Ich spiele heute mal den Spielverderber: Während der EM bleibt die Glotze aus.

Ich habe keine Lust, diesem aberwitzigen, kommerziellen Zirkus verwöhnter Millionarios zu huldigen, angeführt von einer korrupten weltweiten Fifa-Mafia-Krake, deren Tentakel bis nach Deutschland in höchste Funktionärskreise reichen.

Nein, diesmal bleibe ich sitzen, wenn Coca Cola dazu aufruft: „Euer Team braucht euch – und du bist eingeladen!“ Na und? Ich sage einfach ab.

Profi-Fußballer zu sein, so habe ich erfahren, hat natürlich auch seine Vorteile: Du kannst ohne Führerschein die Geschwindigkeit deiner Edelkarosse bis ans Limit testen, nicht gedeckte Schecks ausstellen, brandstiften, Drogen konsumieren und damit dealen und vieles mehr – Hauptsache, du bist der Held auf dem Platz, schießt das entscheidende Tooooor!

Nein, ich will das nicht mehr! Um Missverständnisse vorzubeugen: Ich will keinem die Freude nehmen, nur mir ist sie in den letzten Jahren nach und nach vergangen. Solange die schönste Nebensache der Welt noch eine solche war, war ich ihr begeisterter Fürsprecher.

Wäre die Fifa heute an der Regierung, ein Galileo Galilei müsste vor der heiligen Inquisition zugeben, dass sich nicht etwa die Erde um die Sonne, sondern um den Fußball dreht. Mögen sie trotzdem alle viele Tore schießen! Oder auch nicht … Ich geh jetzt mal einkaufen – herrlich! Alles so schön leer hier!

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