Wo heute Wochenmarkt oder Stadtfeste einladen, wurde vor hundert Jahren jeder Quadratzentimeter Platz genutzt. Hier fand sich jahrhundertelang jene Industrie, die Bad Salzuflen Namen, Geld und Einfluss gab – das weiße Gold, das Salz.
Alles begann – zumindest soweit man es nachvollziehen kann – mit einer „locum salis in uflon“, die dem Kloster Abdinghof in Paderborn vom Bischof zugesprochen wurde. Also einer „Saline“ in „uflon“, deren Gewinne zwischen 1036 und 1051 an das Kloster vergeben wurde. Das Salzwerk am Ufer der Salze verfügte über eine eigene Quelle. Man gewann das Salz durch Verdampfen des Wassers, übrig blieb das „weiße Gold“.
Wie haben sich die Zeiten geändert: Heute verdunstet höchstens noch das eine oder andere kühlende Getränk, wenn im Sommer Wein- und Salzsiederfest auf dem Salzhof stattfinden oder, wie 2011 die Schützen ihren 444. Geburtstag feiern. Auch ohne Feste ist „Die kleine Kneipe“, in der nicht nur dem 1. FC Köln gehuldigt wird, beliebter Treffpunkt am Salzhof…
Planungen für eine Gastronomie direkt auf dem Salzhof sind in den vergangenen Jahren immer mal wieder aufgetaucht und wieder in der Versenkung verschwunden. So war zur WM 2006 ein überdimensionales Fußballfeld als Biergarten geplant. Eine Markthalle, als „Gewächshaus“ verspottet, war auch schon mal ein Thema. Was übrigens wenige wissen: Es gab bei der Einrichtung des Stadtbusses auch den pragmatischen Vorschlag, den Rendezvous-Platz für die sechs Busse kurzerhand auf Niveau der Salze UNTER den Salzhof einzubauen. Damit hätte der Salzhof an eine verkehrsreiche Tradition angeschlossen: Jahrzehntelang war der Platz im Herzen der Stadt eine einzige Freifläche, die mit zunehmender Motorisierung als Parkplatz und zentraler Busbahnhof genutzt wurde. Der erste Wochenmarkt fand hier übrigens am 15. Juni 1926 statt.
Doch zurück zum Salzwerk: Gegenüber der Post, einem Musterbeispiel der Architektur der 1920er Jahre, standen noch zwei Fachwerkhäuser. Die restliche Fläche wurde beherrscht vom großen Siedehaus und dem damaligen hölzernen Turm der Paulinenquelle. Auf dem in den 1930ern geschaffenen Denkmal der Quelle (die übrigens einige Meter versetzt zur ursprünglichen Quelle steht) sind Szenen aus dem Leben und der Arbeit der Saline dargestellt. Grundlage allen Wohlstandes war natürlich die Sole, das salzhaltige Wasser – daher entstand 1515 der Salzwerkbettag. Man gelobte damals, „Gott jährlich zu danken und zu loben, wenn die Salzquellen nicht versiegen“. Heute ist der Salzwerkbettag ein ökumenischer Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Salzhof.
Das Salzwerk war von einer Mauer umgeben und so fiel der Blick des Betrachters erst nach 1926 auf die Bauten „hinter der Wieke.“ Ausgerechnet hier am Rand des Salzhofes findet der Besucher ein modernes Beispiel echter Handwerkskunst: Bei Astrid Schumacher werden in alter Tradition Hüte hergestellt – ein echter Fachbetrieb mit überregionaler Ausstrahlung.
Historisch ist der Salzhof auch der Geburtsort des Staatsbades: An der Stelle der Post stand das erste Sole-Badehaus und nebenan die Kurverwaltung. So wurde die Keimzelle der Stadt 1818 auch zugleich der Startpunkt für die rasante Entwicklung des Staatsbad Salzuflen. Und der Salzhof blieb Zentrum der Stadt, auch wenn seine Nutzung inzwischen streng reglementiert ist, aus Lärmschutzgründen. Das hätten sich die Salzwerker sicher früher schon gewünscht…