Manchmal schreibt das Leben meine Kolumne.
„Warum darf ich nicht zum Springbrunnen?”, quengelt die sechsjährige Lucy und steht neben ihrem älteren Bruder sehnsüchtig am Zaun, der den Kurparkplatz vom Kurpark trennt.
Tja, das ist nicht in einem Satz zu beantworten, denke ich.
„Warum gibt es bei euch so viele Einbahnstraßen! Das ist ja ein richtiges Labyrinth!”, fragt mich ein Besucher.
„Tja, das weiß ich auch nicht”, gebe ich zu.
„Warum gibt es bei euch eigentlich nicht genug Parkplätze vor der Tür?”, fragt ein anderer. Endlich einmal eine Frage, die ich beantworten kann! „Weil die Stadtplaner wollen, dass alle Besucher in den Parkhäusern parken!”
„Und warum?”
„Weil die Stadt das Geld wahrscheinlich zur Unterhaltung der Parkhäuser braucht.”
„Das hieße ja im Umkehrschluss, dass überall genügend kostenfreie Parkplätze da wären, wenn es keine Parkhäuser geben würde.”
Darüber muss ich lange nachdenken. Ohne Parkverbote würde es dann auch keine Politessen mehr geben. Ohne die Ausstellung meines Bewohnerparkplatzausweises und anderer wichtiger Dokumente wären ganze Abteilungen im Rathaus plötzlich arbeitslos. Andererseits gäbe es ohne die Hundesteuer immer noch genügend Hunde. Ohne … aber ich schweife ab.
Ich wende mich wieder Lucy und ihrem Bruder zu.
„Weil der Eintritt was kostet”, sagt ihr Bruder. „Deshalb der Zaun.”
„Und warum kostet der Eintritt was?“
„Damit die Kurgäste am Springbrunnen ihre Ruhe haben“, sage ich.
„Aber spätestens, wenn du wählen darfst, kannst du dich bei den Politikern für den Zaun bedanken!“
„Blöder Zaun!“