Voehls Welt Mai 2012Unser Mann für jeden Witz hockt trübselig an der Bar. Willy ist das Lachen vergangen. Erst nach dem fünften oder sechsten Bier taut er langsam wieder auf. Was war passiert? „Ich war undercover unterwegs. Ihr wisst ja. Die Stadt ist pleite, und ich bin da in dieser Findungskommission für Ideen, die Geld in die Kasse spülen sollen. Und dann hab ich von dieser Toilettenaktion gehört. Irgendwo im Osten. Ich also dahin …“
Es kostet uns noch weitere drei Bier, ehe er uns den Dialog wiedergibt, den er ausgelöst hatte:
Toilettenfrau (im Folgenden TF): „Halt! Hier wird vorher gezahlt!“
Willy: „Wie viel macht es denn?“
TF: „Groß oder Klein?“
Willy: „Was? Groß oder Klein?“
TF: „Na, Scheine oder Münzen?“
Willy: „Ach so, ich hab’s klein!
TF: „Bar oder Scheck?“
Willy: „Scheck? Gute Frau, ich möchte nur Ihre Toiletten benutzen dürfen.“
TF: „Macht fünf Euro.“
Willy: „Fünf Euro? Das ist ja Nepp, ich meine: fantastisch!“ (kriegt Eurozeichen in den Pupillen). „Und die Bürger zahlen das?“
TF (schulterzuckend): „Bleibt ihnen wohl nichts anderes übrig, was?“
Willy W. (dreht sich um, sieht eine lange Schlange hinter sich, lauscht): „Was ist das denn für Musik da vorne?“
TF: „AC/DC.“
Willy: “Gut gecovert! Die schlage ich mal für unser nächstes Stadtfest vor!”
TF (stolz): „Von wegen gecovert. Die haben wir aus Australien einfliegen lassen. Mit den Toilettengeldern finanzieren wir deren Gage.“
Willy: „Guter Witz, gute Frau!“ (lacht)
TF: „Wieso Witz, die sind echt…“
(Ein älterer Mann brüllt:) „Heh, geht’s da vorne bald mal etwas vorwärts!“
TF: „Der Herr hier hat’s nur klein!“ (Gelächter, Willy zahlt fünf Euro und verschwindet in der einzigen Kabine.)
Willy (nach einer Weile): „Heh, Sie, dort draußen: Hier ist kein Papier!“
TF: „Papier kostet ja auch extra.“
Willy: „Ich hab Ihnen doch schon fünf Euro gezahlt!“
TF: „Fünf Euro sind für die Toilettenbenutzung. Papier, Wasser fürs Händewaschen und Tücher kosten extra.“
Willy: „Herrlich! Da können wir die nächsten Sicherheitskonzepte ja aus der Hosentasche bezahlen!“
(Mann aus der Menge:) „He, Junge! Wenn da vorne nicht bald etwas Bewegung ist, raste ich aus!“
Willy: „Her mit dem Papier! Kostet?“
TF: „Ein Blatt oder zwei Blatt?“
Willy: „Was? Ich meine die Rolle!“
TF: „Das Papier ist selbstredend limitiert. Pro Gang drei Blatt.“
Willy: „Dann geben Sie mir drei Blatt.“
TF: „Oder den Luffa-Schwamm?“
Willy: „Bitte …!“
TF: „Weiß, Rot oder Blau?“
Willy: „Alle!“
TF: „Also gut, drei Blatt je ein-, zwei- und dreilagig. Macht 15,- Euro!“
Willy: „15,- Euro? So viel Bargeld habe ich nicht dabei. Geht auch Karte …?“
TF: „Ja, aber im Voraus …“
Willy: „Im Voraus? JETZT GEBEN SIE MIR ENDLICH DAS VERDAMMTE SCHEISSHAUSPAPIER!“
TF: „Leute, es kann länger dauern. Hier will einer nicht zahlen.“
Mann aus der Menge: „Was, der will nicht zahlen!?“
Frau aus der Menge: „Ich halte es nicht mehr aus, Klaus, tu endlich etwas!“
Willy: „Gibt es denn hier nur ein Klo?“
TF: „Nein, es gibt noch ein zweites. Aber das ist noch teurer. Dort können Sie Ihren Sitzplatz nur ersteigern. “
Anschließender Tumult, der mit der Zerstörung der Toilettenkabine endet. Willy entgeht nur knapp der Lynchjustiz und rettet sich nach Hause. Hier endet seine Schilderung. Tröstend klopfe ich ihm auf die Schulter: „Mach dir nicht daraus, alter Kumpel. AC/DC wäre zwar schön gewesen, aber Kim Gloss war doch auch ganz nett anzusehen! Oder??“

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Kommentare

Sehr sehr geil ,

hat was von NDR2 , Frühstück bei Stefanie ;)