Theaterstück Die Blechtrommel
Die Blechtrommel, Theaterstück zu Günter Grass‘ gleichnamigem Roman in Bad Salzuflen // Foto: ta

Ein starkes Stück. Fast sechzig Jahre nach der Veröffentlichung besitzt Günter Grass’ Roman Die Blechtrommel noch immer genügend Sprengkraft, um als Theaterstück für Betroffenheit, Verwunderung und so manchen unerwarteten Paukenschlag zu sorgen.

Die Geschichte der Blechtrommel ist die Geschichte von Oskar Matzerath. Der intelligente, junge Mann erinnert sich in der Heil- und Pflegeanstalt an die bewegenden Stationen seiner Familie. Bereits als Säugling hatte Oskar seine geistige Entwicklung abgeschlossen. Als er mit drei Jahren die Hinterlist und den Opportunismus der Erwachsenen entlarvt, beschließt er, nicht mehr zu wachsen. Mit einem gezielten Kellertreppensturz liefert er seiner Mutter und seinen beiden mutmaßlichen Vätern die zweifelsfreie Ursache für seinen bewusst gesteuerten Wachstumsstopp. Im Körper eines Kleinkindes, stets bewaffnet mit einer Unruhe stiftenden Blechtrommel und gesegnet mit der Gabe, Glas durch Schreie zersplittern lassen zu können, entzieht sich der heranwachsende Oskar der Welt der Erwachsenen, die mit der Stärkung des aufkommenden Nationalsozialismus vor ihrer eigenen kollektiven Schwäche kapituliert.

Mit seiner stakkatoartigen Aneinanderreihung skurriler und anzüglicher Familienszenen skizziert Regisseur Volker Kamm ein Sittenbild des jungen zwanzigsten Jahrhunderts. Die Blechtrommel verlangt dem großartigen Ensemble viel ab und mutet dem Publikum viel zu. In der Fülle vielleicht sogar etwas zu viel. Doch ohne Kompromisse lässt sich dieses Mammutwerk wohl auch nicht aufführen. ta

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