Carsten Timm erklärt im Interview, wie der Künstlerverein die Pandemie erlebt. // Foto: Rainer Tautz

Seit zwei Jahren ist Carsten Timm der erste Vorsitzende des Künstlervereins Das Fachwerk. Durch die Hygienemaßnahmen der Pandemie lässt sich zwar die Kreativität der Mitglieder kaum stoppen, doch zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen des Vereins mussten in den vergangenen Monaten abgesagt werden. Umso bedauerlicher, da sich die Aktiven um Carsten Timm mehr denn je um jeden Euro für die Vereinskasse bemühen, denn „Das Fachwerk“-Haus bedarf einer gründlichen Sanierung.

Hallo Herr Timm, was macht die Kunst?
Im Moment leider nicht viel. Zumindest können wir sie nicht zeigen, da auch unsere Ausstellungen zurzeit nicht möglich sind. Circa acht Veranstaltungen finden in einem normalen Jahr im Fachwerk statt. Auch Kurse der Volkshochschule sind dabei. In diesem Jahr wird daraus wohl nichts.

Bedeutet der Ausfall der Veranstaltungen auch einen finanziellen Verlust für Ihren Verein?
Leider ja. Denn obwohl unsere Ausstellungen kostenlos zu besuchen sind, erzielen wir durch die Bewirtung immer auch einen kleinen Erlös. Zudem konnten wir mit unseren Veranstaltungen auch immer einige Sponsoren sowie das eine oder andere Fördermitglied gewinnen. Alles das fällt in diesem Jahr aus.

Das 400 Jahre alte Zuhause des Künstlervereins. // Foto: Rainer Tautz

Wofür braucht ein Verein wie Das Fachwerk die Unterstützung von Sponsoren und Förderern?
Vor allem für das 400 Jahre alte Gebäude, das der Verein vor über vierzig Jahren gekauft hat. Es hat seinen eigenen Charme, bietet beste Voraussetzungen für die hier stattfindenden Malkurse und gibt der bildenden Kunst in Bad Salzuflen ein Zuhause. Doch es ist halt auch in die Jahre gekommen und damit an zahlreichen Stellen renovierungsbedürftig geworden. Nach ersten Schätzungen müsste der Verein rund 180.000 Euro in die Sanierung stecken, um das Fachwerk rundum fit zu machen. Da das von 32 Künstlern, 52 Fördermitgliedern und einigen Sponsoren nicht zu leisten ist, kümmern wir uns zunächst um die größten Baustellen. So wie zuletzt um die Abstützung des Dachstuhls.

Welche Baumaßnahme wird als nächste umgesetzt?
Wir müssen dringend Teile der Fassade sanieren. Die untersten Balken, die den Sockel bilden, sind morsch und schief geworden. Wenn wir länger warten, könnte sich die ganze Fassade absetzen. Hier müssen wir ran.

Kunst, wohin man blickt. // Foto: Rainer Tautz

Kommen wir noch einmal auf die Aufgaben zurück, die sich der Verein selbst gestellt hat. Wie würden Sie diese beschreiben?
Die Aufgaben haben sich seit dem Gründungsjahr 1978 kaum verändert. Das Fachwerk möchte der hiesigen breit gefächerten Kunstszene die Geltung verschaffen, die sie verdient. Und zwar in ihrer ganzen Vielfalt. Zwar wird alles das, was meine Kolleginnen, Kollegen und ich schaffen, in dem Begriff Kunst zusammengefasst, doch die Szene ist bunt. Es gibt unterschiedliche Techniken, Richtungen, Stile und sogar Auffassungen. In unserem Verein ist für alles und für alle Platz, wenn es künstlerisch einen gewissen Standard erfüllt. Daher wird auch über die Aufnahme von Mitgliedern, die sich künstlerisch einbringen möchten, in einem Gremium entschieden. Um Fördermitglied zu werden, muss man selbstverständlich keine Kriterien erfüllen.

Zeigen Sie in den Fachwerk-Ausstellungen ausschließlich die Werke der künstlerischen Mitglieder?
Nein, keineswegs. Wir bemühen uns ständig um ein wechselndes und abwechslungsreiches Programm. Nur einmal im Jahr stehen die Werke der Fachwerkerinnen und Fachwerker im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung im Mittelpunkt. Ausstellungen einzelner Mitglieder sind natürlich auch möglich.

Da Sie die Vielseitigkeit angesprochen haben: Wie ist das unter Künstlerinnen und Künstlern? Respektiert jeder vorbehaltlos das Werk der anderen?
Ich denke schon, schließlich zählt der Respekt vor jeder individuellen Künstlerpersönlichkeit zu den wesentlichen Prämissen, unter denen dieser Verein vor 43 Jahren gegründet wurde. Zwar wird es auch bei Künstlerinnen und Künstlern unterschiedliche Meinungen, Geschmäcker und Vorlieben geben, doch jede Kunst hat ihre Berechtigung. Und das beherzigen wir.

Zu Ihnen persönlich. Sie sind einer der wenigen Fachwerker, die nicht mit Pinsel und Farbe arbeiten.
Richtig. Mein Werkzeug ist die Kamera und der Computer. Ich fotografiere Alltagsgegenstände und verfremde anschließend die Motive, um neue Sichtweisen auf die Dinge aufzuzeigen. Die meisten Motive finde ich auf Reisen oder rein zufällig. Durch Vergrößerungen, Spiegelungen oder Verzerrungen entstehen am Computer völlig neue Körper und Strukturen – fast wie eine andere Wirklichkeit.

Wie sind Sie zu dieser Form der Kunst gekommen?
Die Fotografie hat mich schon immer begeistert, außerdem habe ich Kunst studiert. Von meiner Frau – sie ist Grafikerin – habe ich vor Jahren die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung kennengelernt und auch mein Wissen als früherer Physik- und Techniklehrer hat mir geholfen, mich kreativ mit Formen, Farben und unterschiedlichen Gegenständen zu befassen.

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