Stadtgeschichte: Willy BrandtAls Bad Salzuflen von der Stasi ausspioniert wurde

 

Der 25. Juni 1973 war ein sonniger Tag – und in Bad Salzuflen herrschte eine gewisse Nervosität. Nicht wegen der stattfindenden Parkbeleuchtung, sondern weil sich ein besonderer Gast angekündigt hatte: Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt.

Im Sonderzug reiste der Kanzler durch die Republik; nach Stationen in Frankfurt, Rüsselsheim, Ellwangen und Rothenburg stand nun Bad Salzuflen auf dem Programm. Um 17.58 Uhr rollte der Kanzlerzug am Bahnsteig 1 in Salzuflen aus. Er bestand aus mehreren Salon-, Schlaf- und Speisewagen, darunter auch der Salonwagen, der einst für Hermann Göring gebaut wurde und in dem schon Konrad Adenauer durchs Land gereist war. Zunächst begrüßte der damalige Bürgermeister Heinrich Welslau – und mit ihm zahlreiche Salzufler – den Kanzler. In zwei Limousinen ging es zur Konzerthalle, wo bereits tausende Menschen warteten. Hier sprach Brandt in seiner vielbeklatschten Rede über seine Ostpolitik, die Situation in der Bundesrepublik und über weitere Themen.
Kurz vor der Abfahrt machte der Salzufler Bahnbeamte Horst Stehling einen Schnappschuss, der schon bald eine besondere Symbolik erhalten sollte. Neben dem winkenden Willy Brandt steht ein lachender Mann: Günter Guillaume, persönlicher Referent des Bundeskanzlers, wird zehn Monate später als Spion Ost-Berlins enttarnt und festgenommen. Die Festnahme zieht den Rücktritt des beliebten Kanzlers Brandt nach sich. Ein Bericht Guillaumes an die Stasi über den Besuch in Bad Salzuflen ist bislang aber nicht bekannt.

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