Der Teufel trägt Prada. Oder so etwas Ähnliches. Zu Beginn seiner Inszenierung lässt Regisseur Jasper Brandis seinen Mephisto (Markus Hottgenroth) als blonde Dragqueen in weißem Spitzenkleid und klobigen Pumps vor den Vorhang treten.
Der Geist, der stets verneint, gibt zunächst Édith Piafs Chanson La Foule zum Besten, um anschließend einem unsichtbaren, gleichgültigen Gott die Wette abzuringen, Dr. Heinrich Faust (Stephan Clemens) vom rechten Wege abbringen zu können. Damit nimmt die Tragödie ihren Lauf: Mephisto, der sich vom schlechten Marlene-Dietrich-Imitat zum schmierigen Dandy mit Restschminke verwandelt, erscheint schon bald dem innerlich zerrissenen Faust, dem die Wissenschaft zu schaffen macht. Aus purer Verzweiflung hat sich der ausgebrannte Gelehrte, der mit seinem Latein längst am Ende ist, der Magie ergeben. Einen Pakt mit dem Teufel Mephisto, bei dem er seine Seele aufs Spiel setzt, geht Faust bereitwillig ein, verheißt ihm dieser Deal doch Erfüllung und wahres Glück im Diesseits.
Recht bald begegnen Faust und Mephisto dem bescheidenen und frommen Gretchen (Nicola Schubert). Schon beim ersten Anblick ist es um Faust geschehen. Als er Mephisto auffordert, Gretchen zu seiner Geliebten zu machen, ist auch ihr Schicksal besiegelt. Und das ihrer Familie gleich dazu.
Die Interpretation des Landestheaters Detmold verdichtet die Tragödie auf ein Minimum: Das Bühnenbild ist spärlich und der Umfang des Stückes um einige Kapitel reduziert. Das Ensemble umfasst lediglich sechs Schauspieler, die gleich in mehrere Rollen schlüpfen und sogar für die Hintergrundgeräusche sorgen. Der Intensität der Darbietung kommt diese Reduktion nur zugute. Hautnah, aufwühlend, mitreißend lässt sich der unvermeidliche Untergang von Faust und Gretchen miterleben und -erleiden. Beide scheitern an ihren innersten, brennenden Sehnsüchten, die Mephisto wie ein Brandbeschleuniger zu entfachen weiß. Eine Aufführung, die nach dem tosenden Applaus noch lange nachwirkt. ta