
Die nackte Kanone
Regie: Akiva Schafer
Mit Liam Neeson, Pamela Anderson, Paul Walter Hauser, Kevin Durand, Danny Huston
85 Minuten
Action, Comedy
Paramount Pictures
Die nackte Kanone erhält von uns:
Es war einmal ein Trio von Filmemachern, das aus Jim Abrahams und den Brüdern David und Jerry Zucker bestand. Zusammen kreierte „ZAZ“ eine Reihe von herrlich abgedrehten Komödien, die heute teilweise Kultstatus genießen und deren Höhepunkt der 1988 erschienene Streifen „Die nackte Kanone“ bildet. Bis 1994 erschienen noch zwei weitere Teile. Mehr als drei Jahrzehnte später setzt ein neuer – im Deutschen ebenfalls mit „Die nackte Kanone“ betitelter – Film die Reihe fort.
Lieutenant Frank Drebin war das Enfant terrible des Los Angeles Police Department. In dessen Fußstapfen tritt sein Sohn Frank Drebin Jr., der schon einmal im Alleingang als Ein-Mann-Armee eine Gruppe von Bankräubern erledigt. Doch ist er auch dem Tech-Milliardär Richard Cane gewachsen, der einen finsteren Plan verfolgt? Und was hat die geheimnisvolle Beth Davenport im Sinn?
Inszeniert hat „Die nackte Kanone“ der vielseitige Akiva „Kiv“ Schaffner. Der verfügt vor allem dank seiner Arbeit an „Saturday Night Live“ über reichlich Comedy-Erfahrung. Und das ist auch an den besten Stellen des Films zu spüren. Da sind einige absurde Gags, die auch mal ins Geschmackslose abgleiten – also ganz im Geist des Originals. Neben Parodien und Slapstick sowie vereinzelten bösen Pointen versuchen es die Macher auch mit Wortwitz, der sich leider nicht immer in die deutsche Synchronisation retten lässt. Mit dem Auftritt von Weird Al Yankovic gibt es zudem einen charmanten Verweis auf das Original.
Allerdings zündet Schaffner zu selten ähnlich beeindruckende Gagfeuerwerke wie es der Originalfilm geschafft hat. So gibt es einige Längen – etwa mit einer seltsamen Schneemann-Sequenz oder bei einem end- und witzlosen Monolog über das „Buffy“-Franchise – obwohl der Film nur sehr überschaubare 85 Minuten läuft. Dann bietet auch noch das Drehbuch, das Kiv zusammen mit Dan Gregor und Doug Mand verfasst hat, zu wenige Überraschungen. Stellenweise wirkt das Ganze wie ein Abklatsch der Vorgänger. Schade, dass die Macher die Chance nicht genutzt haben, sich noch viel mehr über die Elite der US-Tech-Milliardäre lustig zu machen. Was hätten Bezos, Musk, Zuckerberg und Co. hier angesichts der Filmthematik alles an Möglichkeiten geboten! Wer gesehen hat, wie die Originalfilme etwa die britische Queen durch den Kakao gezogen haben, findet den aktuellen Streifen wohl ziemlich harmlos.
Ein Erfolgsfaktor der „Ur-Kanone“ aus dem Jahr 1988 war Leslie Nielsen. Bis ihn ZAZ in ihren Komödien besetzten, war der Kanadier eher auf ernsthafte Rollen abonniert. Die Macher des neuen Films haben etwas Ähnliches versucht und Liam Neeson als Frank Drebin Jr. besetzt. Nun ist der Oscar-Preisträger fraglos ein guter Schauspieler, macht bei Actionszenen eine bessere Figur, als es Leslie Nielsen damals tat, und agiert insgesamt passabel. Allerdings fehlen ihm die komische Ader sowie der würdevolle Gestus, mit dem Nielsen als Drebin den größten Katastrophen begegnete. Dann bleiben leider auch noch Pamela Anderson als Beth Davenport und vor allem Danny Huston in der Rolle des Tech-Milliardärs Richard Cane blass. Einzelne gute Gags statt Gagfeuerwerke, Schmunzeln statt Schlapplachen und zu harmlos statt richtig anarchisch: „Die nackte Kanone“ schöpft das Potenzial nicht aus und ist am Ende nicht mehr als der durchschnittliche Aufguss einer Kultkomödie.
ig