Wenden wir nach unserer letzten Etappe nun unserer Schritte ein wenig weiter in die Steege.
Entlang der Fassaden des Historismus, taucht am Ende der Straße ein teilweise traufständiges Haus mit zum Teil erhaltenen Details der Renaissance in unser Blickfeld; ein Haus aus dem Jahr 1572. Dieses ist übrigens das letzte bekannte Bürgermeisterhaus des 16. Jahrhunderts in Salzuflen, das so genannte „Pott´sche Haus“, Steege 4. Caspar Pott amtierte hier in der Stadt lange Zeit, sowohl als Stadtsekretär wie auch als städtischer und gräflicher Richter. 1596 unterzeichnete er gemeinsam mit den anderen Ratsmitgliedern sogar als Bürgermeister. Im Jahr 1904 wurde das Haus deutlich umgebaut, bauhistorisch bezeichnet man das als Überformung. Dies kann man besonders deutlich an den steinernen Bauteilen, wie den Tür- und Fenstergewänden wie auch an etwas rückversetzen traufständigem Anbei erkennen. Allein das Fachwerk des Speicherstocks und das Dach sind noch aus der Renaissancezeit. Die ursprünglich zweigeschossige Utlucht ist nur noch in Teilen erhalten. Das zweite Stockwerk fehlt, ebenso wie der nicht mehr erhaltene Zerchgiebel.
Gehen wir entlang des Salzeufers in Richtung Dammstraße, so überspannt auch hier eine der vielen Brücken den kleinen Fluss. Nicht ohne Hintergrund könnte man Salzuflen auch als Stadt der Brücken bezeichnen – haben wir doch in der Stadt, im Kurpark und im Landschaftsgarten mehr als 15 davon anzubieten. Gut – so viele Brücken wie Hamburg (2.500), Amsterdam (1.200) und Venedig (400) sind es nicht, aber dafür sind wir schließlich eine beschauliche Kurstadt, mit deutlich weniger Verkehrsaufkommen als die vorgenannten Städte.
Entlang des Salzeufers sind heute keine der historischen Fachwerkhäuser mehr erhalten, sie alle hatten Jahrzehnte und Jahrhunderte lang unter dem regelmäßigen Hochwasser der Salze zu leiden. Eine Gefahr die erst durch die Sicherungsmaßnahmen der 1970er Jahre gebannt wurde. Zuvor war die Salze an dieser Stelle jahrzehntelang überbaut und hatte sich immer wieder aus ihrem Bett erhoben. Heute sind Überschwemmungen in der Innenstadt durch die Salze kaum noch vorstellbar, weil auch der Hochwasserschutz vorausschauender ist und Überschwemmungsflächen außerhalb der Stadt vorhanden sind. Nach dieser Salze-Regulierung gehörten zwar die Hochwasser der Vergangenheit an, aber leider auch viele der kleinen Fachwerkhäuser entlang der Unteren Mühlenstraße. Trotz Feuchtigkeit und Alter der Häuser hätte man nur wenige Jahre später sicherlich dem Denkmalschutz den Vorzug gegeben und auf den Abrissbagger verzichtet. Die neue Bebauung erinnert mit ihren Giebeln an dieses uralte Salzufler Viertel. Heute befindet sich entlang der Salze eine von drei Gastro-Meilen Salzuflens: Mit dem Restaurant „Alexandra“, dem Bier- und Musik-Pub „Muckefuck“, den klassischen „Salzestuben“, der neuen Kneipe „Stadtgespräch“ und der Vinothek „Cabernet“ findet sich hier für jeden Geschmack etwas.
Ein Stück weiter, wo die Dammstraße die Salze kreuzt, ist noch heute der letzte Mühlenbau der Salzufler Stadtmühle erhalten. An dieser Stelle befand sich bereits im 14. Jahrhundert die Salzufler Mühle, die mit Hilfe von Wasserrädern das Korn mahlte. Erst in den 1930er Jahren wurde die Mühle auf Elektromotoren umgestellt und die Wasserräder wurden abgebaut. „Mahle Mühle mahle mir meine Mätze Mehl…“, viele Lieder und Kinderreime erzählen noch heute aus der „guten alten Zeit“.
Dort, wo einst der Mühlenteich aufgestaut war, steht heute das Wohn- und Geschäftshaus mit dem Reisebüro und den exklusiven Bekleidungsläden. Wie man sich vorstellen kann, war es eine Herausforderung für den Architekten und Bauherren, auf einem Gelände mit diesem Erdreich eine moderne, standfeste und sich der Architektur der Stadt anpassende Lösung zu finden.