Wow, was für ein Abend. Nach dem Dreieinhalbstunden-Programm „Bis neulich“ von Volker Pispers muss man erst einmal kräftig durchatmen. Denn das, was der Wahl-Düsseldorfer, der eigentlich nur zu den Feiertagen zu Hause sein dürfte, in der ausverkauften Konzerthalle abgeliefert hat, war nicht nur für ihn selbst ein hartes Stück Kopfarbeit. Pispers schont weder sich noch das Publikum. Bequem ist er nicht, zurücklehnen, ablachen und sich berieseln lassen ist nicht: Pispers hat kein Problem damit, dem atemlosen Pointen-Staccato (mit nur wenigen Plattheiten) einen unmittelbaren Tritt in den Allerwertesten des Zuschauers folgen zu lassen. Dass dabei der/die eine oder andere gar nicht schnell genug merkt, wann Pispers ernst macht und der Spaß vorbei ist (und daher trotzdem juchzt und lacht), ist gewollt, dient es doch dem Zweck. Aufwecken will er, Wach machen ist der Inhalt seiner Mission, bei der er so ganz nebenbei die Welt erklärt. Hass auf Minderheiten, kalkuliert geistlose aber Geld bringende initiierte Verirrungen eines Sarrazin, die Macht der Presse, die Ohnmacht vor den Machenschaften und Vertuschungen der Kirche, der bereits einsetzende Zerfall der kapitalistischen Musterstaaten – Pispers lässt nichts aus und geht bis zur Schmerzgrenze. Auch oder vielleicht weil er weiß, dass sich ohnehin nie etwas ändern wird.
Nach dreieinhalb Stunden ist Pispers durch, das Publikum auch. Großer Abend.
