„Born To Run“ klingt, als ob ein Möchte-Gern-Soulsänger eine Pseudo-Spector-Produktion verwirklicht.
Fast implodiert die LP durch Selbstüberschätzung. Entschlossen, „das Studio als Werkzeug einzusetzen und keinen Versuch zu unternehmen, den Live-Sound zu reproduzieren“, dachte Springsteen an ein Konzeptalbum. Zum Glück wurden die Pläne aufgegeben – ebenso wie die „Dylanismen“ der frühen Alben. Einen Hauch von Dylan hört man aber noch – die Mundharmonika auf „Thunder Road“ – doch danach kommen Klavier und Glocken, kräftige Gitarren und dramatisches Schlagzeug – typisch für Springsteen. Es gibt auch elegante Balladen, bei denen schon die Intros Männer zum Weinen bringen. Dann ist da „Born To Run“, das auch nach tausendfachem Hören noch Gänsehaut erzeugt. Anderswo geht es subtiler zu: Randy Breckers phantastische Trompete auf „Meeting Across The River“, der Beat auf „She´s The One“ und natürlich „Tenth Avenue Freeze-Out“. Später kamen noch diverse Klassiker. Aber das war der Anfang vom zunehmenden Hype um einen Songwriter, der etwas von eleganten Tönen und poetischer Einfachheit verstand.
(Auszug aus: 1001 Alben: Musik, die Sie hören sollten, bevor das Leben vorbei ist*, Edition Olms.)
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