Bad Salzuflen hat wirklich imposantere Bauten als die Ruine „Stumpfer Turm“ in Wüsten. Doch als geheimer Treffpunkt frisch verliebter Paare oder als schnell zu erreichendes Ausflugsziel macht der Rundbau auch heute noch eine gute Figur.

Rund 550 Jahre alt soll der Stumpfe Turm bereits sein – man sieht es ihm aber auch an. An exponierter Stelle (am Ausläufer des Vierenbergs) sorgte er einst als Wachtturm dafür, dass friedliche oder feindliche Besucher der Stadt schon aus der Ferne bemerkt werden konnten. Mit Sichtkontakt zum Katzenturm, einer von drei Wehrtürmen in der Stadtmauer, diente der ursprünglich rund zehn Meter hohe Stumpfe Turm somit als Frühwarnsystem der aufblühenden Stadt. Heute sind nur noch rund 7,50 Meter vom einstigen Bau übrig geblieben, weil das Dach fehlt. Und das übrigens schon seit mindestens 378 Jahren, denn bereits im Jahr 1634 hieß die Ruine „der Stumpfe Turm“.

Innen ist der Turmbau fast genauso hohl wie seit jeher. Aufwändige Verteidigungsanlagen besaß er nie. Nur Podeste, vielleicht eine Treppe und Sehschlitze, die in unterschiedliche Richtungen blicken ließen – das war es wohl schon, was der Turm in seinen 90 Zentimeter dicken Mauern bot. Doch die Sehschlitze hatten es in sich: Einer lenkte den Blick hinüber nach Exter auf die Via Regia (Königsweg), die aus Paderborn kommend Schötmar mit Rehme verband. Ein weiterer Sehschlitz hatte einen wichtigen Handelsweg, der über den Sunderschling nach Vlotho führte, im Fokus. Vermutlich war am Stumpfen Turm einst ein Wachhäuschen angegliedert, in dem das Personal untergebracht war; eine Abflachung an der straßenseits gelegenen Seite der Ruine lässt dies erahnen.

Der Dreißigjährige Krieg hat den Stumpfen Turm wohl dann zu dem gemacht, was er heute noch ist. Der besonders „sympathische“ Oberst Brunnecker, Kopf eines „minderwertigen“ deutsch-schwedischen Söldner-Regiments“, hatte es sich mit seinen Mannen in Salzuflen gerade bequem gemacht (und sich eine junge Braut in Herford geschnappt), als die Stadt von einer Abteilung Kaiserlicher überfallen wurde. 1.200 Soldaten, davon 400 zu Pferd, sprengten die Stadttore und machten kaum Gefangene. Sie zerstörten die wohlhabende Salzestadt und ließen weder vom Wächterhäuschen noch vom Inventar oder Dach des Stumpfen Turmes etwas übrig.

Seit dieser Zeit hatte der Wachtturm seinen Dienst getan; die bereits erwähnte Bezeichnung aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts lässt erahnen, dass der Stumpfe Turm seitdem stumpf und bedeutungslos blieb. Vor knapp 100 Jahren sollte er sogar abgerissen werden, denn durch die rigorose Abholzung des Waldes um den Turm herum, die Ausweitung der Steinbecker Sandgrube und das Tieferlegen der (Alten) Vlothoer Straße ließ vermuten, dass die Ruine ohnehin über kurz oder lang einstürzen würde. Glücklicherweise wurden Verfall und Abriss jedoch verhindert. Heute zählt der Stumpfe Turm mit seinem kleinen See und seiner guten Erreichbarkeit vom Rehgehege des Landschaftsparks zu den vielen kleinen Sehenswürdigkeiten unserer Stadt. Zudem ist er Namensgeber eines nahegelegenen, beliebten Café-Restaurants mit regelmäßig stattfindenden Ü30-Partys.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert