Spätestens im Februar macht Balthasar im Kurschlößchen den Kehraus, um das Frühjahr schwungvoll zu begrüßen.
Alles kommt auf die Prüfwaage. Das eigene Gewicht sowieso. Der schwere Wintermantel, der ganze Muff, weg damit! Und auch bei einem Rundgang durch die Stadt fällt einiges auf, was im Winter eh egal war: zum Beispiel im Bermudadreieck am alten Rathaus.
„Die Haltestellen sind zwar verschwunden, aber wann geht’s weiter? Wenn die ersten Sonnenstrahlen lachen, werden wieder die Tische und Stühle vor die Kneipen gestellt. Soll man sich die triste Asphaltpiste schöntrinken? Geht auch, dann aber auf Kosten der Stadt!“, beschwert er sich an der Theke.
„Hör auf zu meckern!“, weist ihn Strohmeyer zurecht. „Noch nie was von Winterschlaf gehört? Übrigens, ich stehe jetzt der Arbeitsgruppe Archäologie im Rathaus vor?“ „Aber verstehen tust du doch gar nichts von Archäologie!“
„Aber vom Trinken. Bei den letzten Buddelarbeiten hat man nämlich einen römischen Kelch gefunden. Genau hier! Unterm Rathausplatz!“ „Und was sagt uns das?“ „Dass hier schon immer heftig gebechert wurde, getreu em Studentenmotto: Esst und trinkt, in ferner Zukunft wird es keine Gelage mehr geben! Und wenn wir schon bei den Römern sind. Auf dem Kelch stand eingeritzt: Finis coronat opus – Das Ende krönt das Werk! Passt, oder?“
„In der Tat“, räumt Balthasar ein und verkündet darob feierlich: „Ergo bibamus – Drum lasst uns trinken! Auf dass der Winter nicht nur Kehraus, sondern Reißaus nehme!“