Foto Jens Bergmann beim Interview
Freut sich jeden Morgen auf die Arbeit: Jens Bergmann führt eine der zwei übrig gebliebenen Bad Salzufler Druckereien // Foto: ta

Dass sich die Zeiten gewaltig ändern, erkennt man nicht nur an den vielen Online-Shops, die die Schaufensterauslagen in den Innenstädten ersetzen. Auch die Anzahl der heimischen produzierenden Betriebe nimmt seit Jahren deutlich ab. Von einst siebzehn Salzufler Druckereien sind in Bad Salzuflen nur noch zwei übrig geblieben. Eine davon wird von Jens Bergmann geführt. Mit seiner Druckerei bedient er mittlerweile eine Nische – und die heißt Qualität.

Hallo Jens, seit wann bist du als Drucker in Bad Salzuflen dabei?
Nach meiner Ausbildung in Bielefeld und meiner Weiterbildung in Bieberach an der Riß bin ich 1992 in den Betrieb meines Vaters gekommen. 2002 habe ich die Druckerei, die mein Vater 1959 gegründet hatte, übernommen

Siebzehn Jahre ist das nun her. Was hat sich seitdem für eure Druckerei verändert?
Alles. Ein großer Teil der Kundschaft, die wir über Jahrzehnte bedient hatten, ist nach und nach weggebrochen. Vor allem deshalb, weil es heute diese Betriebe und manchmal auch diese Branchen, die Druckprodukte von uns benötigten, gar nicht mehr gibt. Auch von den Druckereien in unserer Nachbarschaft, mit denen wir in einem fairen Wettbewerb standen, ist praktisch niemand mehr übrig geblieben. Dafür haben wir es nun mit den Anbietern aus dem Internet zu tun, die durch ihre Massenproduktion und -abwicklung ganz anders kalkulieren können als wir.

Wie kann eine Druckerei unter diesen Umständen überleben?
Indem sie sich auf die neuen Marktbedingungen einstellt, sich aber dennoch treu bleibt und sich auf ihre Stärken konzentriert. Für mich war es immer wichtig, dass ich die Größe meines Unternehmens überschauen kann. Zu Spitzenzeiten haben acht Kollegen bei Bergmann Druck gearbeitet, heute sind wir zu dritt. Auch mit dieser vergleichsweise kleinen Mannschaft können wir hervorragende Druckresultate bieten und vor allem mit Zuverlässigkeit und Service überzeugen. Wir beraten über die Umsetzung und Materialien und rufen den Kunden lieber noch einmal zurück, wenn uns die angelieferten Druckdaten fehlerhaft vorkommen. Außerdem stehen wir für unsere Druckergebnisse ein. Wenn wir etwas verbockt haben, dann bieten wir keine Zehn-Prozent-Ermäßigung über eine Telefon-Hotline an, sondern kümmern uns um die schnellstmögliche Nachproduktion. Mit den meisten Kunden pflegen wir einen äußerst unkomplizierten Umgang.

Mit der Überschaubarkeit deines Unternehmens setzt du dir aber auch Grenzen, oder?
Eigentlich nicht. Zwar können wir mit unseren Druckmaschinen längst nicht alles umsetzen, aber wir wissen, wer die jeweils beste Lösung bieten kann. Ist ein Format zu groß, die Auflage zu hoch oder die Verarbeitung zu kompliziert für unsere Eigenproduktion, greifen wir auf kooperierende Kollegen zurück, die das gewünschte Ergebnis schnell, zuverlässig und effizient umsetzen können. Mit zahlreichen Druckereien und Verarbeitern aus der Region arbeiten wir eng und sehr vertrauensvoll zusammen. Wir sitzen im selben Boot und unterstützen uns gegenseitig. Davon profitiert auch der Kunde, der seinen Ansprechpartner vor Ort hat und somit alles aus einer Hand erhält. Ich glaube, diese Form der Zusammenarbeit nennt man Netzwerken – in dieser Hinsicht sind wir also absolut modern aufgestellt.

Höre ich da etwas Ironie heraus?
Absolut nicht. Ich habe nichts für und nichts gegen die Entwicklungen, die wir zurzeit erleben, weil ich sie ohnehin nicht ändern kann. Man muss sich mit den Dingen, die sich nicht aufhalten lassen, arrangieren und eigene Lösungen finden. Meine Nische lautet Qualität, und viele treue Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen wissen das zu schätzen. Das macht mich stolz und motiviert mich. Auch in den Zeiten des Internets und der Online-Druckereien stehe ich tatsächlich jeden Morgen auf und freue mich auf die Arbeit.

Bist du auch in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram unterwegs?
Nein, das ist nicht mein Ding. Häufig gefällt mir auch der Umgangston nicht, der z. B. auf Facebook herrscht. In diesen Dingen bin ich gern altmodisch. Mich ärgert es auch, wenn beim Bäcker nicht mal „Guten Morgen“ oder „Danke“ gesagt werden kann. Die abnehmende Kommunikation von Angesicht zu Angesicht, die macht mir Angst.

Von der Angst zu etwas Angenehmem, zum Hobby. Wie verbringst du deine Freizeit?
Meine Frau und ich verreisen unheimlich gern. Und wenn es auch nur für ein paar Tage über das Wochenende ist. Wir sind häufig in Andalusien, aber auch in den Alpen. Wir wandern gern, setzen uns auf’s Rad oder fahren Ski. In Sachen Fußball interessieren mich vor allem Arminia Bielefeld und der FC St. Pauli. Auch den kulinarischen Annehmlichkeiten stehe ich sehr offen gegenüber. Ich bin ein absoluter Grillfanatiker und stehe zu jeder Jahreszeit an meinem Gasgrill. Zu den selbstgemachten Burgern, Steaks und anderen Leckereien mit Bierchen und Wein laden meine Frau und ich dann gern Freunde ein.

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