Cover von "Der Brutalist"

Der Brutalist
Regie: Brady Corbet
Mit Adrien Brody, Felicity Jones, Guy Pearce
214 Minuten
Drama
Universal Pictures Germany GmbH


„Der Brutalist“ erhält von uns

4 von 5 Sternen

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gelingt es dem jüdischen Architekten László Tóth, in die USA auszuwandern. Dabei muss der Holocaust-Überlebende allerdings sowohl seine Ehefrau Erzsébet als auch seine Nichte Zsófia zurücklassen. Auch der wirtschaftliche Neuanfang in den Vereinigten Staaten erweist sich als schwierig, immer wieder treten Probleme auf. Alles scheint sich jedoch zum Guten zu wenden, als der im Dessauer Bauhaus ausgebildete Architekt eine innovative Bibliothek für den Industriellen Harrison Lee Van Buren gestaltet. Doch erneut lässt der nächste Rückschlag nicht lange auf sich warten. Wird sich der „amerikanische Traum“ für László erfüllen?

Schon wegen der herausragenden Performance von Adrien Brody („Der Pianist“) lohnt es sich, „Der Brutalist“ zu sehen. Der Schauspieler verkörpert László Tóth beeindruckend und äußerst facettenreich – mal egomanisch oder euphorisch, dann wieder verletzlich und niedergeschmettert. Dabei bleibt die Figur des jüdischen Architekten stets glaubwürdig und fühlt sich einfach „echt“ an. Kein Wunder also, dass Adrian Brody sowohl einen Oscar als auch einen Golden Globe für seine Performance erhielt. Zwar überzeugen auch Felicity Jones („Rogue One: A Star Wars Story“) als Lászlós Frau Erzsébet sowie Guy Pearce („Alien: Covenant“) in der Rolle des Harrison Lee Van Buren. Die enorme Intensität von Adrien Brody erreichen beide aber nicht ganz.

Ähnlich vielschichtig wie die Hauptfigur und monumental wie dessen Architektur ist auch der Film selbst. Der ist nämlich mehr als nur eine fiktive Künstlerbiografie. Das von Brady Corbet („Vox Lux“) inszenierte Werk, für das er mit seiner Lebensgefährtin Mona Fastvold („The World to Come“) auch das Drehbuch schrieb, befasst sich ausführlich mit dem „amerikanischen Traum“. Gewürzt ist der Film zudem mit Reflexionen über Gegensätze wie Macht und Ohnmacht oder das Schöne und das Hässliche. Alles das – und noch viel mehr – ist kunstvoll in die Filmhandlung eingewoben – alles passiert in einer sehenswerten Bildästhetik und wird untermalt von einer Filmmusik, die immer wieder zwischen Harmonie und kalkulierter Dissonanz changiert.

Monumental wie das Gesamtwerk ist auch die Länge von „Der Brutalist“. Die Laufzeit beträgt satte 215 Minuten. Regisseur Brady Corbet nimmt sich alle Zeit der Welt, um Architektur und Ereignisse filmisch auszuloten und Überblendungen über Sekunden in die Länge zu ziehen. Das Ergebnis ist dabei zwar lang andauernd, aber nie langweilig – weil es so viel zu sehen und zu entdecken gibt. Für manche Filmfreunde könnte die cineastische Entdeckung der Langsamkeit allerdings eine Herausforderung darstellen. Vielleicht hätten einige Kürzungen für mehr Dynamik gesorgt. Möglicherweise muss der Film, als Referenz zu den sich in die Höhe erstreckenden Monumentalbauten von László Tóth, so lang sein, wie er ist. Einige Handlungsstränge führt der Film dennoch nicht zu Ende. Doch gerade das macht das Ergebnis auch so authentisch – schließlich behandelt es die Biografie eines Architekten.

„Der Brutalist“ mag kein Film für jeden sein. Cineasten, die sich auf das vielschichtige und auch visuell immer wieder beeindruckende Werk einlassen können, dürften allerdings nicht enttäuscht werden.

IG

Der Trailer zu „Der Brutalist“:

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