Eigentlich sollte es nur ein informatives Gespräch über die neue Initiative gegen den Autoverkehr in der Innenstadt werden, schließlich ist in Miljenko Mille Fabics Bistro-Cafe Klar Text (sein Café wird ohne Accent aigu geschrieben) diese neue Bewegung entstanden. Allerdings hat die fast dreißigjährige Gastro-Karriere des gebürtigen Kroaten viel zu viele Geschichten zu bieten, als dass man sie bei einem Interview gänzlich unter den Tresen fallen lassen könnte. Nachfolgend der Auszug einer überaus unterhaltsamen Plauderei.
Hallo Mille, du setzt dich vehement für eine autofreie Salzufler Innenstadt ein. Warum?
Weil die letzten Monate gezeigt haben, welche Aufenthaltsqualität unsere Stadt tatsächlich zu bieten hat, wenn die Autos aus der Innenstadt verschwinden würden. Als Gastronom bekomme ich das von allen Seiten zu hören. Kurgäste, Einwohner und Kollegen schwärmen von dem ganz neuen Lebensgefühl, das sich während der Bauphase in der Osterstraße und Am Markt bemerkbar gemacht hat. Die Menschen halten sich gern in der Innenstadt auf; sie sitzen vor den Lokalen und Restaurants, um die entspannte Atmosphäre und das fast schon südländische Flair Bad Salzuflens zu genießen.
Sicher profitiert die Gastronomie von den autofreien Fußgängerstraßen, doch noch vor wenigen Jahren hat sich der Einzelhandel deutlich gegen die Aussperrung der Autos gestellt. Hat sich das geändert?
Nach meiner Auffassung schon. Auch viele Einzelhändler haben festgestellt, dass sie von der Verkehrsberuhigung profitieren. Die Menschen halten sich einfach viel lieber in der Innenstadt und vor den Schaufenstern auf, wenn sie nicht befürchten müssen, vom nächsten Raser auf die Kühlerhaube genommen zu werden.
Sehen das alle Einzelhändler so?
Fast alle, mit denen ich gesprochen habe. Fairerweise muss ich allerdings auch einräumen, dass es Kaufleute gibt, die ihre berechtigten Gründe gegen eine komplett autofreie Innenstadt haben. Vor allem für Geschäftsleute mit einer meist älteren Kundschaft ist es wichtig, dass es Möglichkeiten gibt, mit dem Auto zu ihrem Ladenlokal zu gelangen. Daher bin ich auch der Meinung, dass man alle Argumente für und gegen die Sperrung prüfen und nach Kompromissen suchen sollte. Möglichkeiten gibt es sicher viele …
Kommen wir zu dir. Wie lange bist du schon Gastronom in der Innenstadt?
Tatsächlich schon seit fast dreißig Jahren. 1991 habe ich im Gogo’s ausgeholfen, das sich im Nachbarhaus meines heutigen Bistro-Cafés befand. Aus meinem Aushilfsjob wurde der Geschäftsführerposten. Und aus dem Gogo’s das Klar Text, das ich 1995 dann auch als Inhaber übernommen habe. Das Lokal war eine Mischung aus istro, Cocktailbar und Diskothek. Hier gab es die ersten Fußball-LiveÜbertragungen und den einzigen Dart- Automaten der Stadt.
Dann kam die Tante-Emma-Zeit …
Richtig. 2003 habe ich das großartige Café in der Wenkenstraße übernommen. Allerdings war das Tante Emma Cafe Klar Text weit mehr als ein Café. Kulinarisch wurden meine Gäste schon damals von meiner Mutter arbara verwöhnt, die bis heute für ihre unglaubliche Back- und Kochkunst bekannt ist. Ihre Kuchen waren legendär und
ihr Djuvec-Reis sowie ihre Cevapcici sind es noch heute. Meine Mutter ist mittlerweile 73 Jahre alt, aber noch immer nicht zu bremsen.
Apropos legendär: Da gibt es doch noch diesen Klar-Text-Elefanten …
Oh ja, eine Eigenkreation, die ich entwickelt habe, als ich zu Klar-Text-Zeiten nicht mehr mit dem Zapfen nachgekommen bin. Wenn der Laden mal wieder voller Fußballer war, gab es den besonderen Cocktail aus dem Elefanten-Gefäß – das ursprünglich ein Blumenpott war. Das Getränk aus einem Liter Spirituosen und einem Liter Orangensaft schmeckte den Gästen unheimlich gut und verschaffte mir etwas mehr Zeit hinter dem Zapfhahn.
Seit 2014 bist du wieder gegenüber dem historischen Rathaus zu finden.
Richtig. Der Pachtvertrag für das Café in der Wenkenstraße lief aus und so musste ich eine Entscheidung für die nächsten Jahre treffen. Da zur selben Zeit dieses Lokal frei wurde, habe ich nicht gezögert und das Bistro-Cafe Klar Text fast zurück zu dem Punkt gebracht, an dem alles begann. Hier fühle ich mich rundum wohl; vor allem, wenn keine Autos fahren.
Wer Mille noch nie in seinem Bistro-Café besucht hat, dem sei das Lokal wärmstens empfohlen. Ihr findet es, wie schon erwähnt, direkt gegenüber dem historischen Rathaus, Am Markt 36.