Der phönizische Meisterstreich
Regie: Wes Anderson
Mit Scarlett Johansson, Tom Hanks, Benedict Cumberbatch, Bill Murray, Bryan Cranston
101 Minuten
Komödie
Universal Pictures International Germany GmbH


Der phönizische Meisterstreich erhält von uns:

3 von 5 Sternen

Als der berüchtigte Geschäftsmann Anatole „Zsa-Zsa“ Korda einen weiteren Attentatsversuch nur mit viel Glück überlebt, beschließt er, sein Business auf seine Tochter Liesl zu übertragen. Die steht als Novizin allerdings kurz vor dem Eintritt in einen geistlichen Orden und will zunächst von diesen Plänen nichts wissen. Doch dann enthüllt ihr Vater – verpackt in Schuhkartons – einen komplexen Plan, der ihnen mithilfe von einigen Teilhabern zu gigantischem Reichtum verhelfen soll. Als Anatoles Gegner erneut aktiv werden, erfordert das jedoch ungewöhnliche Neuverhandlungen mit den Partnern. Zudem kommt es zur Konfrontation zwischen Zsa-Zsa und seinem Bruder.

In den besten Momenten bietet „Der phönizische Meisterstreich“ fast alles in Perfektion, was Fans von Wes Anderson an dessen Filmen lieben. Das beginnt mit der sorgsamen Bildkomposition, die einzelne Aufnahmen wie Gemälde wirken lässt. Dabei geht es nicht um realistische Abbildungen, sondern um ein Feiern der Kunstfertigkeit mit ungewöhnlichen Perspektiven und Sets en miniature. Auch zu lachen gibt es Einiges – angefangen von diversen (Running) Gags bis hin zu Spielarten des absurden, trockenen oder sogar schwarzen Humors. Zudem besticht der Film durch ein Feuerwerk an Ideen, die sich teilweise im Hintergrund verstecken.

Bemerkenswert ist der Cast, den Wes Andersons für seinen Film versammelt hat. Nicht nur als Hauptfiguren sind bekannte Mimen wie Benicio del Toro oder Michael Cera zu sehen. Auch in Nebenrollen treten bekannte Stars wie Bryan Cranston, Benedict Cumberbatch, Willem Dafoe, Tom Hanks, Scarlett Johansson oder Bill Murray – der sich die Chance nicht nehmen lassen wollte, Gott zu spielen – auf. Alle passen ihr Spiel an die Tonalität der oft absurd-surrealen Tragikomödie voller exzentrischer Charaktere an. Besonders gut gelingt das Benicio del Toro, der die Hauptfigur als unbeirrbaren Patriarchen anlegt, den nichts erschüttern kann – nicht mal die in die Haupthandlung eingestreuten metaphysischen Begegnungen.

Auf der Strecke bleibt bei „Der phönizische Meisterstreich“ hingegen ein durchgängiger roter Faden, der die einzelnen Kapitel des Plots verbindet. Anderson ist es einfach wichtiger, skurrile Ideen zu präsentieren, als die Handlung überzeugend voranzubringen oder Spannung zu erzeugen. Dabei geht auch oft Optik vor Inhalt. Gleichzeitig sind die Figuren so exzentrisch überzeichnet, dass sie dem Publikum fremd bleiben – und auch nicht so ans Herz wachsen, wie das bei anderen Werken des Regisseurs der Fall ist.

Ein Meisterstreich – wie etwa „Grand Budapest Hotel“ – ist Wes Andersons neuester Film vielleicht nicht, bietet aber einige absurde, komische und kompositorische Schauwerte. Fans des Regisseurs und der Filmunterhaltung jenseits des Mainstreams sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren.

Ingo Gatzer

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