Blick von der Marktstraße (Am Markt) in die Osterstraße. 1901 eröffnete Willhelm Wehrmann sein Geschäft „Modewaren & Confection“.

Es ist der Platz mit der meisten Geschichte – und den meisten Geschichten in Bad Salzuflen: Der Marktplatz. Oder „Am Markt“, wie es heute postalisch richtig heißt.

Historisch gesehen ist der Markt das Herz der Innenstadt.
In den vergangenen Jahren hat sich der Marktplatz zu einem neuen Treffpunkt entwickelt, nachdem er vorher doch ein wenig im Dornröschen-Schlaf lag. Heute sitzen Bad Salzufler und Gäste gerne vorm Ratskeller, vorm Lebenslang, vorm Toro Blanco, vor Beckmann’s Bierstube oder vor dem Riching’s und genießen das bunte Treiben, das noch entfernt daran erinnert, wie es hier im Mittelalter an Markttagen zugegangen sein muss. Denn was längst nicht mehr jeder weiß: Der Salzhof war früher vollständig bebaut – und erst seit den 1920er Jahren findet der Wochenmarkt dort seinen Platz. Historisch gesehen ist der Markt also das Herz der Innenstadt.

Noch heute zeugen die imposanten Giebel des Rat(h)hauses und der beiden vis-a-vis liegenden Bürgermeisterhäuser vom bürgerlichen Selbstverständnis und der hohen Wirtschaftlichkeit der Stadt im 16. Jahrhundert. Doch was niemand ahnt, diese Häuser haben eine unsichtbare Besonderheit. Sie haben etwas mit dem berühmten Turm zu Pisa und selbst mit dem Lübecker Holstentor gemeinsam: Sie stehen auf sehr ungünstigen Baugrund. Beim Bau der Häuser waren die Salzufler aber im Gegensatz zu den Bewohnern von Pisa mehr als geschickt: Man stützte jedes Fundament mit bis zu 80 Eichenpfählen. Nicht einmal um zwei Zentimeter haben sich die Häuser in den vergangenen Jahren und Jahrhunderten gesenkt – Lippische Eiche hält und das schon seit mehr als 450 Jahren. Berühmt-berüchtigte Lippische Sparsamkeit? Denn bislang musste man nicht einen Cent in die Sicherung der Fundamente investieren!

Jedes der Gebäude rund um den Markt wäre eine eigene Geschichte wert – und so müssen wir uns auf einige wenige Schlaglichter beschränken: Das ehemalige Amtsgericht wirkt mit seiner imposanten Fassade wie ein Fremdkörper. Und doch steht es auch schon seit dem Stadtbrand an seinem Platz, war Gericht, Polizei und Stadtwache, Sitz der Stadtverwaltung, später Bücherei und heute angesagtes Brauhaus. Eine bunte Karriere, auf die auch das ehemalige Bürgermeisterhaus zurückblicken kann: Hier fanden sich Einzelhandel, Tanzlokal, Restaurant und bis vor ein paar Jahren das „Klar Text“ – heute gibt es hier feine italienische Küche. Beim Umbau vor einigen Jahren kam übrigens ein besonderer Fund zutage: Man entdeckte eine historische Deckenmalerei, die inzwischen allerdings unter einer Deckenplatte in der Küche verschwunden ist.

Warum Salzuflen im Zentrum keine Keller besitzt, wird aus diesem Foto erkenntlich...
Einfluss auf die schwierigen Bodenverhältnisse hat auch die nahe liegende Salze. Kaum zu glauben, aber bis in das letzte Jahrhundert sorgte unser kleiner Fluss für solche Überschwemmungen, dass man vor dem Rath(h)aus nur mit Boot von Haus zu Haus kam. Sandsäcke gehörten damals in jeden Haushalt – wie gut, dass auch diese noch im Keller lagen, als wenigen Monaten vor dem Reisebüro am Markt die Wasserleitung platzte und ein See die Straße bedeckte. Zentrum des Platzes ist das Rat(h)haus. Meistgestellte Frage ist, woher das zweite „h“ kommt. Dabei handelt es sich mitnichten um eine lippisch-mitteldeutsche Lautverschiebung oder ähnliches, sondern einfach um den Zeitgeist: Als die Inschrift 1880 angebracht wurde, war es Mode, sich einer (vermeintlich) altdeutschen Schrift und deren Rechtschreibung zu bedienen. Im Erdgeschoss ist seit dem 16. Jahrhundert der Ratskeller heimisch – ein Treffpunkt auch für die Ratsherren, die früher eine Etage höher im Ratssaal tagten. Heutzutage schreiten fröhliche Hochzeitspaare über die große Freitreppe, denn der historische Ratssaal ist eine würdige und sehr schöne Kulisse für eine lebenslange Abstimmung. Nicht nur Salzufer wissen das zu schätzen und deshalb gehören auch Hochzeitskutschen zum (fast) alltäglichen Bild des regen Treibens auf dem historischen Marktplatz.

Antwort an Achimabbrechen

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Kommentare

Den Artikel und die Bilder über Bad Salzuflen von früher fand ich super interessant.Die Informationen aus unserer Stadt vom Salzstreuner sind klasse.Weiter so.