Für die einen war es eine herausfordernde Reise an die Grenzen des guten Geschmacks und für die anderen ein Blick weit darüber hinaus; für viele war es der ätzend-schwarze Humor, den man in der Welt des zuweilen politisch-korrekten, glattgebügelten Kabaretts schmerzlich vermisst.
Moritz Neumeier und Jasper Diedrichsen lieferten als „Team & Struppi“ in der Gelben Schule eine politisch-anarchische Satire ab, bei deren Spruch-Salven manchem Zuschauer hörbar der Atem stockte und die Frage ins Gesicht gemeißelt stand: Darf man darüber überhaupt lachen? Ja, finden die beiden Kabarettisten, die unter dem Titel „Die Machtergreifung“ ihr Programm als zweifelhafte Wahlveranstaltung einer (zum Glück) fiktiven Partei inszenierten. Die zwei norddeutschen Kabarettisten, die stolz auf ihre Herkunft sind (ein kleiner Ort in Schleswig-Holstein, der so eine Art Southpark-Klon sein muss), arbeiteten dann auch penibel an ihrem „Parteiprogramm“ alle wichtigen und relevanten Themen ab.
Hier einige Fragen und Antworten aus ihrem Punkteprogramm: Was ist eigentlich der demografische Wandel? „Ist leicht erklärt: Es gibt immer weniger Jugendliche und immer mehr Studenten.“ Was tun mit Finanzkrise und gierigen Bankern? „Dagegen hilft ein Kastrationsprogramm – wobei Banker ja meist eh schon beschnitten sind.“ Wie reagiert man auf die steigende Jugendkriminalität? „Wir schaffen die Jugend ab; nach dem Motto: Abtreibung – besser spät als nie.“ Und dann war da noch die Idee für eine Wanderausstellung mit dem Vertriebenenverband. Titel: „Weggegangen, Platz vergangen.“ Harter Tobak, der im Publikum die bereits beschriebenen Reaktionen auslöste. Ein wenig fremdelten Team & Struppi dann aber auch mit Bad Salzuflen – „dem Kunduz der Pfalz“. Vielleicht auch, weil der harte Humor der beiden nicht jeden Geschmack im Publikum traf.
Wer sich auf den Ritt entlang der Schmerzgrenze allerdings einlassen konnte, schaffte es, schnell den Hintersinn der Boshaftigkeiten und Provokationen zu erkennen. Und so wurde der versöhnliche Rat der beiden Anarcho-Komiker zum Schluss des Programms denn auch mit einem Wink mit dem Zaunpfahl gegeben: „Fallen Sie nicht bei jedem Denkanstoß sofort um.“
Oder um es mit Kurt Tucholsky zu sagen: Was darf Satire? Alles!