Wie wichtig sauberes Wasser ist, merkten die Salzufler zum Ende des 19. Jahrhunderts. Krankheiten wie Typhus, Cholera, Masern, Ruhr, Scharlach und Kindbettfieber griffen damals um sich. Ein Grund dafür war die Wasserversorgung der Stadt. Neben den Hausbrunnen gab es nur die Salze – also fließendes Wasser. Das genutzte Wasser aus den Häusern wurde in die offenen Gräben vor der Haustür gekippt. An der Steege und am Mühlenteich (heute Kurgastzen-trum) wuschen die Frauen die Wäsche in der Salze – die Wiesen dienten zum Trocknen und Bleichen (woher auch der Name Bleichstraße kommt).
1892 gründete man eine sogenannte Cholera-Kommission, aus der 1899 ein Gesundheitsrath hervorging. Neben dem Bürgermeister und einem Vertreter des Bades berieten hier die ansässigen Ärzte, wie man die hygienische Situation in der Stadt verbessern könne. Auch der steigenden Zahl von Badegästen konnte man die Zustände nicht zumuten. Die Typhus-Epidemie von 1899 ließ sich anfangs noch verschleiern, doch nach Bekanntwerden musste die durchseuchte Salze gemieden werden. Verdächtige Brunnen wurden stillgelegt. Nach unzähligen Diskussionen sorgte der Krankheitsausbruch für den Beschluss, eine Frisch- und Abwasserkanalisation einzuführen.
1902 kaufte die Stadt in Wüsten ein Quellengelände von Witwe Meierjohann und ließ von hier eine Wasserleitung in die Stadt verlegen. Zehn Jahre später wurde die Kanalisation erbaut und erweitert – die Arbeiten dauerten bis 1914. Damals wurde auch die offene Salze an der Steege überbaut. Bis zum ersten Weltkrieg hatte man in Bad Salzuflen vorbildliche hygienische Verhältnisse geschaffen. So heißt es in einem Wohnungsanzeiger: Die Stadt Salzuflen hat in den letzten Jahren große Opfer gebracht und ist zu weiteren Opfern bereit, um den hygienischen Anforderungen, die an ein modernes Bad gestellt werden, auch weiterhin gerecht zu werden. (…) Der Gesundheitsrath ist nach Kräften bemüht, die hygienischen Maßnahmen nicht schlummern zu lassen.”
Dem kam man in den Folgejahren auch nach: mit Kläranlagen, Desinfektionsmöglichkeiten und einer Vielzahl von Hydranten sowie strengen Kontrollen. Mit eigenen Quellen baute sich das Staatsbad später sogar eine eigene Wasserversorgung.