So freundlich Maria Ravn Jørgensen (ausgesprochen: Maria Raun Jörnsen) auch in die Kamera lächelt, so unerbittlich ist die 25-jährige Dänin auf dem Spielfeld. Als Rückraumspielerin von Handball Bad Salzuflen kennt sie alle Tricks und Tugenden, die zum Sieg ihrer Mannschaft führen. Auch bei Marias neuem Herzensprojekt geht es um den Handballsport. Tore, Technik und Kampf sollen allerdings weitestgehend außen vor bleiben, wenn Maria und der HBS am 4. September zum ersten Training eines neuen Teams einladen.
Hallo Maria, vor einigen Wochen hast du die Idee der Lykkeliga nach Bad Salzuflen gebracht. Was hat sich seitdem getan?
Eine ganze Menge. Wir haben unser Vorhaben weitergeführt und konkretisiert. Vor allem aber haben wir seit dem ersten Bericht in der Presse unheimlich viele gute Reaktionen von außen eingesammelt. Es scheint fast so, als hätte diese Idee nur darauf gewartet, endlich aufgegriffen und realisiert zu werden.
Fangen wir von vorn an. Beschreibe bitte kurz, worum es bei dieser Idee geht.
Gern. Zuerst muss man aber sagen, dass wir in Bad Salzuflen noch sehr weit weg von einer Liga sind, wie es sie in meinem Heimatland Dänemark bereits gibt. Aber der Anfang wird gemacht. Und zwar dadurch, dass wir, der Verein Handball Bad Salzuflen, eine neue Mannschaft bilden werden. Diese Mannschaft besteht aus Kindern, die eine Behinderung haben. Und die sich einmal pro Woche spielerisch-sportlich betätigen möchten. Zumindest in dieser Stunde wird die Diagnose, die die Kinder mit sich tragen, egal sein. Es wird allein um das Spielen und den Spaß gehen.
Verstanden. Und der Handball wird dabei im Fokus stehen.
Der HBS ist ein Handballverein. Und ich bin Handballspielerin und -trainerin. Es liegt also nahe, dass wir ein Angebot machen möchten, das etwas mit dieser schönen Sportart zu tun hat. Allerdings werden wir das nicht zu eng sehen. Werfen, fangen, sich bewegen: Das alles kann man mit vielen tollen Spielen verbinden, ohne dass zwei Mannschaften taktisch und körperlich auf Torejagd gehen. Wichtig ist, dass jedes Kind, das mitmachen möchte, mit großem Spaß dabei ist.
An wen richtet sich euer Angebot konkret?
Anders als es im ersten Presseartikel stand, laden wir nicht nur Kinder mit Down-Syndrom zu uns ein. Wir unterscheiden nicht und lassen alle mitmachen. Die Kinder selbst werden nach den ersten Spielstunden entscheiden, ob sie so viel Spaß hatten, dass sie wiederkommen möchten. Zu Beginn wird es sowieso ein beidseitiges Herantasten sein. Die Kinder werden sich an die große Halle, an die anderen Kinder und an unser Team gewöhnen, während wir unsere Ideen auf die Gruppe abstimmen müssen.
Ein Team? Du machst die Sportstunde also nicht allein …
Nein, das würde ich nie schaffen. Wichtig ist aber, dass ich immer dabei bin und dass auch das Team gleichbleibt. Die Kinder sollen Vertrauen aufbauen und sich nicht in jeder Stunde an neue Trainerinnen gewöhnen müssen. Trotzdem gilt, dass auch die Eltern während der Sportstunde vor Ort sein müssen. Ohne ihre Unterstützung geht es nicht.
Wie alt müssen die Kinder mindestens sein. Wie alt dürfen sie höchstens sein?
Wir haben zunächst eine Spanne von sechs bis sechzehn Jahren festgelegt. Allerdings werden wir auch kein Kind nach Hause schicken, das erst fünf Jahre alt ist, aber gern mitmachen will. Wir schauen einfach, wie es funktioniert …
Kommen wir noch einmal auf die erste Frage zurück. Welche Reaktionen habt ihr nach der Bekanntgabe eures Vorhabens erhalten. Gibt es bereits Kinder, die mitmachen wollen?
Oh ja. Wir haben schon elf Anmeldungen bekommen. Und fast in jeder Woche kommt jemand dazu. Auch einige Sponsoren haben wir schon gewinnen können. Und die Stadt Bad Salzuflen unterstützt ebenfalls. Wir sind sehr froh darüber.
Kommen alle Kinder aus Bad Salzuflen?
Nein, es sind auch einige aus Detmold, Lemgo und dem Kalletal dabei. Unsere Idee hat schnell große Kreise gezogen und ist auch von anderen Vereinen wahrgenommen worden.
… und wenn diese Vereine eure Idee nun einfach übernehmen?
Umso besser. Dann wird das Angebot für die Kinder mit Behinderung noch größer. Ich fände es toll, wenn eine Mannschaft von Handball Bad Salzuflen irgendwann einmal gegen eine Mannschaft aus einer anderen Stadt spielen könnte. Wie gesagt: In Dänemark gibt es sogar eine eigene Liga. Aber wir stehen ja noch am Anfang.
Wie verlief dieser Anfang bisher intern in deinem Verein? Wie konntest du den Verein für deine Idee gewinnen?
Ich musste niemanden für die Idee gewinnen, weil alle sofort begeistert von ihr waren. Unser operativer Vorstand mit Andreas Stolle, Jens Weißenbach und Chrissi Tornau war sofort Feuer und Flamme.
Wie geht es nun weiter?
Wir arbeiten zurzeit an der Integration unserer neuen Mannschaft in das Vereinsgefüge. Ausrüstung, Termine, Team-Name – fast alles soll schon da sein und passen, wenn wir am 4. September in der Halle Aspe starten. Anpassungen sind dann aber natürlich immer noch möglich.
Ein Team-Name wird auch gesucht?
Ja. Zumindest machen wir uns Gedanken darüber. In Dänemark spielen die Kinder in der Lykkeliga, was Glücksliga bedeutet. Ob so etwas Ähnliches auch für unser Team passt? Mal sehen. Viel wichtiger ist sowieso, dass die Kids zu uns, zum Verein Handball Bad Salzuflen gehören.
Wie können interessierte Eltern mit euch in Kontakt treten?
Unter der Adresse gluecksteam@handball-bad-salzuflen.de kann man uns anschreiben. Wir melden uns dann umgehend zurück.