Sollte sich der Weltuntergang verschieben, findet Silvester wie vorgesehen am 31.12. statt – auch in Bad Salzuflen!
Sollte sich der Weltuntergang verschieben, findet Silvester wie vorgesehen am 31.12. statt – auch in Bad Salzuflen!

Von Uwe Voehl. Illustration von Ulrich Tasche

Pech gehabt! Da der Mayakalender bekanntlich am 21. Dezember endet und damit auch Bad Salzuflen vom Untergang der Welt betroffen sein wird, erübrigt sich diesmal ein Blinzeln in die Zukunft.

Umso wichtiger ist dieser letzte Blick in die Vergangenheit. Sollte eines Tages – also nach dem prophezeiten Weltuntergang – von Außerirdischen diese allerletzte Ausgabe des Salzstreuner gefunden werden, erfährt die Nachwelt zumindest von den letzten Aktivitäten einer untergegangenen Kultur. Zumindest der Kultur, wie sie in einer kleinen Bäderstadt am Rand des Teutoburger Waldes einst gepflegt wurde.

Januar: Was keiner ahnt: Der ehemalige Zambo-Comedy-Event-Pappels-Dampfer segelt mit „Schröter’s“ unter neuer Flagge. Und nimmt auch zwölf Monate später noch munter Fahrt auf, während andere Gastro-Neulinge inzwischen längst gekentert sind.

Februar: Der Heimat- und Verschönerungsverein beschließt in geheimer Sitzung, dem Antrag Dr. Wiesekopsiekers zuzustimmen, ganz Bad Salzuflen wieder wie anno 1906 in alter Pracht auferstehen zu lassen – dem Jahr der erfolgreichen Erbohrung der Leopold-Thermalquelle. Der geniale Plan: Da es damals noch keinen Strom gab, werden die somit zu ersparenden Kosten für die zu erbringenden Verschönerungen verwendet.

März: Im Bahnhof werden die dire Strats als „das Beste, was sich wie Mark Knopfler anhört, aber nicht so heißt“ angekündigt. Statt der Coverband spielen aber die echten Dire Straits. Und keiner merkt’s!

April: Der Direx eines Bad Salzufler Schulzentrums zieht nach Gerüchten, die Schülerzeitung zu unterwandern und Zensur auszuüben, die Konsequenz: „Schülerzeitung? Welche Schülerzeitung? Wir geben eine Lehrerzeitung heraus. Schüler dürfen sich gerne beteiligen …“

Mai: In den Biergärten heißt es wegen des durchwachsenen Wetters: „Draußen nur Kännchen!“

Juni: Public Viewing in allen Kneipen der Stadt. Nur nicht im Franki’s, dort bleibt der Bildschirm wohlweislich schwarz. Hoteldirektor Frank Baus in prophetischer Weitsicht der letzten WM-Spiele unserer deutschen Mannschaft (frei nach Franz Beckenbauer): „Ist doch eh egal: Mal verliert man und mal gewinnen die anderen!“

Juli: In einer hitzig geführten Ratssitzung wird nach Kampfabstimmung der Antrag, Bad Salzuflen mit dem offiziellen Namenszusatz „Seniorenparadies“ zu schmücken, abgelehnt.

August: Das Geheimprojekt „Bad Salzuflen 1906“ (siehe Februar) bekommt Aufwind, nachdem der Bauausschuss nach Besichtigung der maroden Wandelhalle (Jahrgang 1961) das entsetzte Urteil fällt: „Abreißen wäre hier wahrscheinlich sinnvoller!“

September: Der Einbruchserie in Bad Salzuflen begegnet die Polizei mit ungewöhnlichen Methoden: Der bekannte Teckelzüchter Andreas Tornau verleiht die wachsamen Rauhaare an Mieter und Eigentümer. Die Aktion „Polizei und Teckel: Freunde und Helfer“ generiert reißenden Absatz.

Oktober: Zum letzten Tag der Saison wird der Kur- zum Kinderpark erklärt. Das Wasserspiel auf dem Konzerthallenvorplatz wird natürlich vorsorglich „wegen Rutschgefahr“ abgestellt. Interessiert bei dem Wetter eh keinen. Dafür erweist sich der Rollstuhlverleih bei den Kleinen als Renner.

November: Anstelle scharfer Bikerladies ließen bei der diesjährigen Custombike-Messe versuchsweise auch Seniorinnen die Hüllen fallen, um bei der rapide alternden Harley-Gemeinde zu punkten.

Dezember: Sollte sich der Weltuntergang verschieben, findet Silvester wie vorgesehen am 31.12. statt – auch in Bad Salzuflen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert