Alle Wege führen nach Rom. Und ebenso viele auch nach Bad Salzuflen. Zwar sind die Wege in die Kurstadt nicht so populär. Doch der Zufall sorgt mitunter dafür, dass einige Menschen trotzdem nach Bad Salzuflen finden. Und das, obwohl sie die Kurstadt nicht einmal gezielt angesteuert haben. So wie Emil Schulz-Sorau. Ohne eine waghalsige Entscheidung und den Zufällen der Geschichte wäre der große Maler nie ein Bad Salzufler geworden …
Emil Schulz-Sorau wurde im Jahr 1901 in der Niederlausitz geboren. Schon in jungen Jahren wurde sein künstlerisches Talent deutlich. Gefördert von seinem Vater und motiviert von einem Professor an einer Hochschule für Textilkunst, entschloss sich der junge Schulz-Sorau für ein Studium an der Kunstakademie in Breslau. Zu seinen Lehrern zählten Oskar Moll sowie der einflussreiche Expressionist Otto Mueller.
Nach dem Studium arbeitete der Maler und Grafiker als freischaffender Künstler. Er etablierte sich in der Szene und wurde sogar zu Lesungen in das Haus des Literaturnobelpreisträgers Gerhart Hauptmann eingeladen.
Emil Schulz-Soraus Leben für die schönen Künste wurde allerdings abrupt unterbrochen, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Als Soldat der Wehrmacht trug es ihn bis 1945 auf zahlreiche Kriegsschauplätze, von denen er mehrere schwerwiegende Verletzungen mitbrachte. Im Chaos von Flucht und Vertreibung ging zudem sein künstlerisches Werk in der Heimat vollständig verloren. Am Ende des Krieges geriet der schlesische Künstler schließlich in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Den Irrungen, Wirrungen und Nachwirkungen des grausamen Krieges entfloh Emil Schulz-Sorau etwas später ausgerechnet durch einen zufälligen Aufenthalt in Bad Salzuflen. Eigentlich sollte ihn ein britischer Militärlastwagen gen Osten bringen. Doch als das Fahrzeug durch das Lipperland fuhr, sprang der Künstler in der Kurstadt kurzerhand vom Gefährt. Bad Salzuflen wurde daraufhin zu seiner neuen Heimat, und zum Ort seines künstlerischen Neubeginns.
Die malerischen Landschaften in und um Bad Salzuflen herum wurden schnell zu einem der Lieblingsthemen von Emil Schulz-Sorau. Nur vier Jahre später, im Jahr 1949, übernahm er den Vorsitz des Lippischen Künstlerbundes. Anschließend war er 25 Jahre lang Kunstlehrer am Engelbert-Kaempfer-Gymnasium in Lemgo. Auch in der Volkshochschule in Bad Salzuflen sowie in seinem eigenen Atelier war Emil Schulz-Sorau kunstpädagogisch tätig. Im Jahr 1981 wurde er für sein Schaffen mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt und 1986 erhielt er den Kulturpreis des Landesverbandes Lippe.
Drei Jahre später starb Emil Schulz-Sorau in Bad Salzuflen. Er wurde 88 Jahre alt und gilt noch heute als einer der renommiertesten Kunstmaler und Grafiker, die im 20. Jahrhundert in unserer Region gewirkt haben.
Quellen: Noske, Ralf (2001): Emil Schulz-Sorau – ein Maler unserer Zeit. In: Heimatland Lippe: Zeitschrift des Lippischen Heimatbundes und des Landesverbandes Lippe. Heft 9/2001, S. 151. // Paetzold, Karl Heinz (2008): Aus Salzuflens vergangenen Tagen. Ein Bildband mit Anekdoten und Anmerkungen. MPS: Bad Salzuflen, S. 246 – 247. // Scheef, Vera (1996): Die Liebenden von Emil Schulz-Sorau. In: Heimatland Lippe: Zeitschrift des Lippischen Heimatbundes und des Landesverbandes Lippe. Heft 4/1996, S. 125–128.