Es gibt viele Merkmale, durch die sich eine Stadt auszeichnen kann: „Europäische Kulturhauptstadt“, „Fahrradfreundliche Stadt“ oder „Klimaneutralste Stadt“.
Bad Salzuflen geht mal wieder einen anderen Weg und will sich einen Titel zulegen, den es so noch nicht gibt: „Stillste Stadt in NRW“.

Diesen Eindruck gewinnt man zumindest, wenn man sich anschaut, wohin in unserer Stadt gesteuert wird.

Die Eröffnung des Weihnachtstraums fiel dieser Ambition schon zum Opfer: In nur fünf Meter Entfernung von der Bühne war kein Wort mehr von der Eröffnungsansprache des Werbegemeinschaftsvorsitzenden zu hören. Nun mag es um die Aufzählung der Sponsoren nicht schade gewesen sein – leidtun konnte einem aber der Kinderchor, dessen Auftritt ebenfalls in der andächtigen Stille der Sound-Anlage versank.

Schuld daran sind die strengen Auflagen der Stadtverwaltung, die jede Veranstaltung auf dem Salzhof durch den massiven Einsatz sogenannter Limiter zum Schweigen verdammen. Deren Hintergrund ist das Landes-Immissionsschutzgesetz, dass die Menschen in NRW vor Lärm schützen soll.

Tatsächlich bestreitet niemand mehr, dass dauernder Lärm krank macht. Doch die extrem strikte Auslegung dieses Gesetzes macht inzwischen jedem Veranstalter das Leben schwer – und ist für Besucher mitunter nicht nachvollziehbar. So dürfen etwa auf dem Salzhof außer den vorhandenen Veranstaltungen keine weiteren Events stattfinden, weil sonst die Zahl der Tage, an denen „mehr“ Lärm erlaubt ist, überschritten würde. Selbst die Freiwillige Feuerwehr musste bei einer Fahrzeugschau auf eine Mikrofonanlage verzichten: „Psst, Wasser marsch!“ Beim Blick über den Tellerrand, z. B. nach Lemgo, stellt man fest, dass es auch anders geht: Hier plant man für den Sommer ein EM-Public-Viewing am Rande der Innenstadt; und im Winter kann man auf der Eisbahn mitten in der City seine Runden drehen.

Die Suche nach Ruhe bringt in Bad Salzuflen dagegen ständig neue Stil(l)-Blüten hervor: Jetzt wird der Einbau eines Limiters auch für Live-Veranstaltungen im Bahnhof verlangt. Trotz Gutachten, die besagen, dass bei Konzerten keine Überschreitung der zulässigen Lautstärke vorliegt. Begründung: Es könne ja theoretisch dazu kommen. Ganz herumgesprochen hat sich die Entwicklung zur „Stillsten Stadt in NRW“ noch nicht: Weder in der Konzerthalle, im Kur- und Stadttheater noch in der Gelben Schule gibt es einen Limiter…

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