Der Slogan „Buy Now, Pay Later” prägt das erste Szenenbild des Arthur-Miller-Dramas Tod eines Handlungsreisenden. Nicht nur dieses Detail macht deutlich, dass das preisgekrönte Werk auch heute noch so aktuell ist wie 1949, im Jahr seiner Entstehung.
Der New Yorker Handelsvertreter Willy Loman, bravourös gespielt von Helmut Zierl, strebte zeitlebens nach Anerkennung und Familienglück. Im Herbst seines mühevollen Lebens angekommen, wird er von seinem Arbeitgeber nicht mehr gebraucht. Obwohl er die Firma mitaufgebaut hat, wird er von seinem Junior-Chef eiskalt abserviert.
Vergeblich stemmt sich Loman gegen die knallharte Realität, manifestiert der gesellschaftliche Abstieg seiner Familie doch auch endgültig sein persönliches Scheitern. Zwar hat Loman noch die letzte Rate seines Hauses bezahlen können, doch das Geld für den Lebensunterhalt der Familie wird er nicht mehr aufbringen können. Auch die Hoffnungen darauf, dass seine Söhne Biff und Happy (Jonas und Jean Paul Baeck) einmal etwas ganz Großes werden, haben sich längst pulverisiert: Der notorische Schürzenjäger Happy bleibt der Assistent des Assistenten und Biff fliegt aus jeder Anstellung, weil er alles mitgehen lässt, was ihm in die Finger gerät.
Statt Unterstützung von seiner tapfer kämpfenden Ehefrau Linda (Stephanie Theiß) sowie von seinem einzigen Freund Charley (Martin Molitor) anzunehmen, flüchtet sich Willy Loman in Erinnerungen, Träume und Gespräche mit seinem toten Bruder Ben (Frank Voß). Das Schicksal des Handlungsreisenden scheint unausweichlich – er nimmt sich das Leben, damit die Familie die Prämie seiner Lebensversicherung bekommt. Und Willy seine Illusionen bis zum Schluss nicht aufgeben muss.
Die Ergriffenheit im Zuschauerraum entlud sich erst einige Sekunden nach der letzten Szene in einem lang anhaltenden Applaus. Trotz des sperrigen Aufbaus, der das Stück in einzelne Momentaufnahmen splitterte, packte das Drama das Publikum von der ersten Minute an. Schließlich hat sich das Hamsterrad, das nicht nur Loman gefangen hält, nie aufgehört zu drehen. Im Gegenteil: In einer Zeit, in der „Buy Now, Pay Later” noch immer für mehr Lebensqualitität angepriesen wird, gewinnt es zunehmend an Fahrt. Aufwühlend. gabe