Jan Heidemann ist 28 Jahre alt und in der Gastroszene Bad Salzuflens längst ein alter Hase. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet er hier – als Spülhilfe, Servicekraft, Auslieferungsfahrer, Restaurant- und Hotelfachmann. Vor allem als zweiter Mann hinter Hofbräuwirt und Hotel-Chef Frank Baus ist Jan bei vielen Bad Salzuflern bekannt und beliebt. Die Salzufler Tage sind für ihn allerdings gezählt. Denn bereits in wenigen Wochen wird er unsere Stadt und damit auch die hiesige Gastroszene verlassen. Ihn zieht es nach Bielefeld, wo eine neue Herausforderung und noch mehr Verantwortung auf ihn warten. Wir haben Jan Heidemann alles Gute gewünscht und ihn in diesem Zuge gefragt, wie es dazu kommen konnte …
Hallo Jan, du schließt in wenigen Wochen beruflich mit dem Kapitel Bad Salzuflen ab. Warum?
Weil mir eine große Chance geboten wird, die ich selbstverständlich auch nutzen möchte. Hoffentlich noch im kommenden Mai eröffnen Frank Baus und ich das Hofbräu am Alten Rathaus in Bielefeld. Und einer muss sich schließlich darum kümmern. Frank bleibt natürlich weiterhin hier in Bad Salzuflen, um nach wie vor sein Hofbräu am Ostertor und sein Hotel zu leiten. Ich dagegen werde als Geschäftsführer die Leitung des zweiten bayerischen Hofbräus in Ostwestfalen-Lippe übernehmen. Und das ist ohne Frage ein Fulltime-Job, der meine ganze Aufmerksamkeit und Kraft benötigt.
Erzähl uns etwas vom neuen Hofbräu in Bielefeld.
Der Laden ist schon gigantisch. Das alte Gemäuer, die Größe der Räumlichkeiten und der Biergarten sind einfach beeindruckend. In Vor-Corona-Zeiten würden drinnen rund 300 Gäste und im Außenbereich 200 Gäste Platz finden. Doch trotz der Größe wirst du dir in diesem Wirtshaus auch mit 30 bis 40 besetzten Plätzen nicht verloren vorkommen.
Wird das Konzept aus Bad Salzuflen eins zu eins für Bielefeld übernommen?
Nein, wir haben uns für die Gestaltung des Wirtshauses in Bielefeld wieder etwas Neues einfallen lassen, da wir auch hier, so wie am Ostertor, individuell auf die Beschaffenheit und die Eigenheiten des Gebäudes eingehen wollten. Die zentrale Theke mitten im Wirtsraum wird es allerdings auch im Hofbräu am Alten Rathaus geben.
Könnt ihr frei entscheiden, wie das Hofbräu aussehen soll oder müsst ihr euch an enge Vorgaben halten?
Tatsächlich können wir viel mehr selbst entscheiden, als es die meisten Gäste glauben. Unser Partner in München hat großes Vertrauen in unsere Fähigkeiten als Gastgeber. Das gilt übrigens auch für die Auswahl und die Zubereitung der Speisen. Dass das gesamte Wirtshaus einen authentischen bayerischen Touch haben sollte, dürfte sich jedoch von selbst verstehen. Zumal das ja auch im Interesse eines jeden Hofbräu-Wirtes liegen dürfte.
Im Mai soll es fertig sein?
Es wird fertig. Und es wird fantastisch. Wer noch den alten Ratskeller in Bielefeld kennt, wird sich im Mai wundern – falls wir die Türen öffnen dürfen.
Kommen wir zu dir. Seit wann bist du in der Gastronomie beschäftigt?
Schon immer. Meiner Mutter gehört das Haus, in dem das La Taverna zu finden ist. Über dem Lokal wohnen wir und so kam es, dass ich schon mit sechszehn Jahren dort arbeiten durfte. Meine Mutter hilft noch immer im La Taverna aus, weil sie Spaß daran hat. Sie würde das Lokal niemandem vermieten, der sie nicht mitarbeiten ließe … das ist kein Witz.
Und wie setzte sich dein gastronomischer Werdegang fort?
Neben meinem Job in der Taverna habe ich auch im Eiscafé Dolomiti gejobbt, aber natürlich bin ich auch zur Schule gegangen. 2013 habe ich mein Abi im Lohfeld gemacht und tatsächlich wusste ich danach nicht so recht, was ich beruflich machen sollte. Um mich zu orientieren, wollte ich zunächst ein Praktikum im Franki‘s und im Hotel am Ostertor machen. Doch schon am ersten Tag hat mir Frank Baus einen Ausbildungsplatz angeboten und nur drei Tage später war ich Azubi. Anschließend habe ich eine Weiterbildung zum Staatlich geprüften Betriebsleiter in der Fachrichtung Hotel und Gaststätten absolviert, um 2018 wieder zum Ostertor zurückzukehren. Schon damals stand das Projekt Hofbräu Bielefeld im Raum. Das war eine Chance, die ich unbedingt nutzen wollte und für die ich der Familie Baus auch unendlich dankbar bin.
Sind die Branche und dein Job nicht unheimlich schwierig für Menschen, die auch ein Privatleben haben?
Überhaupt nicht. Jedenfalls nicht für mich. Das Lockere und das Gesellige, das besonders die Atmosphäre des Hofbräus ausmacht, empfinde ich oftmals als privates Vergnügen. Es macht einfach Spaß, in diesem Umfeld Menschen zu empfangen und zu bewirten. Und an die Arbeitszeiten gewöhnt man sich schnell – auch am Wochenende. Ich habe nicht das Gefühl, bislang etwas ausgelassen zu haben. Im Gegenteil: Wenn freitags eine Party bei Freunden stattfindet, dann gehe ich halt etwas später hin und feiere etwas schneller. Kein Ding!
Für den neuen Job ziehst du nun auch um nach Bielefeld. Was sagt deine Freundin dazu?
Sie zieht natürlich mit. Schließlich studiert sie in Bielefeld. Besser könnte es nicht laufen.