Ecke Schennershagen und Ritterstraße 1922
Ecke Schennershagen und Ritterstraße (1922)

Wieder ein Jahr rum. Und wieder war es weltpolitisch und gesellschaftlich kein schönes. Anstatt an Pandemie-Ereignisse, Stichtage kriegerischer Handlungen oder das WM-Chaos zurückzudenken, begeben wir uns zum Jahresabschluss lieber erneut auf eine Zeitreise. Ein Nachrichten-Eskapismus-Ausflug: Was war vor genau 100, 200, 300 oder gar 700 Jahren in Bad Salzuflen los?

Wir schreiben das Jahr 1322: Während in Frankreich Karl IV. der Schöne zum König ernannt und in Mühldorf die letzte Ritterschlacht ohne Feuerwaffen geschlagen wird, gibt es auch im Salzufler Stadtgebiet äußerst wegweisende Entwicklungen. Denn aus diesem Jahr stammt der erste Nachweis einer Ratsverfassung, eines Rates und eines Bürgermeisters. Letzterer hörte auf den klangvollen Namen Hermanno Bernardrich. Mit ihm an der Spitze wurde der Grundstein für eine Stadtverwaltung gelegt.

400 Jahre später haben es die Bürgerinnen und Bürger von Schötmar alles andere als leicht. Denn ihre Vogtei gehört noch dem Amt Detmold an. Dementsprechend herrschen für die Schötmaranerinnen und Schötmaraner gewisse Pflichten gegenüber dem Amtmann Bernhard Philipp Detering. Im Jahr 1722 beschwerten sich einige Altwohner darüber, dass sie nicht bloß Briefe, sondern nun auch Eier und Küken nach Detmold bringen sollten. Zu allem Überfluss mussten sie sogar auf Deterings Gut in Westervinnen landwirtschaftliche Dienste ableisten. Kein einfaches Leben.

Grund zur Freude gab es in Schötmar 100 Jahre später: Der Besitzer des Brüggenhauses, das sich noch heute an seinem Standort in der Otto-Hahn-Straße befindet, erhielt 1822 seine Schankerlaubnis als Wirt. Auch ein bekannter Salzufler setzte in diesem Jahr einen persönlichen Meilenstein: Der Apotheker und Naturwissenschaftler Rudolph Brandes wurde Mitbegründer der Zeitschrift Pharmazeutische Monatsblätter. Die Fachzeitschrift erscheint im Jahr 2022 noch immer. Mittlerweile wird sie allerdings unter dem Titel Archiv der Pharmazie monatlich neu herausgegeben.

Carl Biesemeiers Fotoladen in der Wandelhalle, 1922
Karl Biesemeiers Filiale in der Wandelhalle (1922)

100 Jahre weiter. Das Jahr 1922 ist in Bad Salzuflen von Höhen und Tiefen geprägt. Der im ganzen Land um sich greifende Rechtsruck erreicht nun auch die Stadt an der Salze. Die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung endet mit einer Niederlage für die Arbeiterparteien. Schötmar erlebt gar eine völlige Umkehrung der Mehrheitsverhältnisse. Eine düstere Entwicklung, die desaströs enden soll, nimmt Fahrt auf.

Doch es gab auch erfreuliche Ereignisse in diesem Jahr: Der Fotograf Karl Biesemeier eröffnete eine Filiale in der Wandelhalle. Und auch in Lockhausen tat sich etwas: 1922 wurde hier der Freie Turn- und Sportverein Lockhausen gegründet. 2022 erfreut man sich noch immer am regen Vereinsleben der Gemeinschaft, die längst in TuS Lockhausen von 1922 e. V. umfirmiert hat.

Quellen: Meyer, Franz (2007): Bad Salzuflen. Epochen der Stadtgeschichte. Verlag für Regionalgeschichte: Bielefeld, S. 55, 294, 479. // Paetzold, Karl Heinz (2008): Aus Salzuflens vergangenen Tagen. Ein Bildband mit Anekdoten und Anmerkungen. MPS: Bad Salzuflen, S. 46, 47, 98. // Wallbaum, Kurt (1993): Schötmar. Vom Kirchdorf zur Industriestadt. Selbstverlag: Bad Salzuflen, S. 11. // Wallbaum, Kurt (1999): Chronik Schötmar. 1231 – 1968. Selbstverlag: Bad Salzuflen, S. 35.

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