Foto Jasmin Lühring
Die Weihnachtsfrau (Jasmin Lühring) erzählt uns im exklusiven Interview von der Aktion Herzenswunsch. // Foto: ta

Jasmin Lühring liebt die Weihnachtszeit mit allem, was dazugehört. Sie freut sich, wenn ab Oktober die Temperaturen allmählich sinken und sie gerät in Euphorie, wenn dann die Nächte wieder länger und die Tage kürzer werden. Das Schönste an Weihnachten sind für Jasmin Lühring allerdings die Geschenke. Da sich jedoch längst nicht jeder jedes Jahr über eine Bescherung freuen darf, hat die Salzuflerin die Aktion Herzenswunsch gegründet.

Hallo Jasmin, es sind noch fast sechs Monate bis Weihnachten. Wie hältst du das aus?
Sehr schwer! Aber immerhin beginnt die Vorweihnachtszeit bei mir ja schon im Juli. Insofern ist es erträglich.

Was passiert im Juli?
Dann starte ich bereits mit den Vorbereitungen für meine diesjährige Herzenswunsch-Aktion. Konkret bedeutet das, dass ich dann die Senioreneinrichtungen anschreibe, die an der Aktion teilnehmen.

Bevor du die weiteren Schritte erklärst: Kannst du das Herzenswunsch-Projekt kurz beschreiben?
Gern: Es geht um Weihnachten, um ältere Menschen und um viel Freude. Mit dem Projekt wird denjenigen ein Wunsch erfüllt, die üblicherweise zu Weihnachten kaum bedacht oder beschenkt werden.

Wie läuft das konkret ab?
Ich arbeite mit unterschiedlichen Senioreneinrichtungen und Pflegediensten zusammen. Diese erhalten im Juli die Einladung, sich an der aktuellen Aktion zu beteiligen. Bis Ende August weiß ich, welche Einrichtung dabei ist und wie viele Wünsche es ungefähr zu erfüllen gilt. Bis Ende Oktober bekomme ich die Wunschzettel der Senioren übermittelt. Neben dem Wunsch werden auch das Alter und das Geschlecht des zu Beschenkenden aufgeführt, der Name bleibt allerdings aufgrund des einzuhaltenden Datenschutzes für mich unbekannt. Mit den Wunschzetteln, die ich auf herzförmige Karten klebe, fahre ich dann zu den Volksbank-Geschäftsstellen nach Schötmar und Bad Salzuflen. An beiden Standorten wird zur Adventszeit jeweils ein Weihnachtsbaum mit den Herzenswunschzetteln aufgestellt. Die Kunden und Besucher der Volksbank können die Wunschzettel von den Bäumen nehmen, die gewünschten Geschenke kaufen und bei der Geschäftsstelle abgeben. Für die pünktliche Bescherung zu Weihnachten hole ich alle Geschenke ab und übergebe sie den teilnehmenden Einrichtungen und Diensten.

Das hört sich nach viel Arbeit an. Wie groß ist dein Herzenswunsch-Team?
Das Kernteam besteht aus einer Person – und diese Person bin ich. Ich will mich hier aber nicht als tapfere Heldin hinstellen, denn für mich ist diese Arbeit tatsächlich die pure Freude. Wenn ich an die kommende Aktion denke, könnte ich jetzt schon vor Freude ausrasten. Und wenn ich mir die sich freuenden Menschen vorstelle, könnte ich sofort losheulen. Mache ich aber nicht – keine Bange!

Aber wird das Projekt nicht irgendwann zu groß für dich allein?
Hoffentlich. Es ist ja auch nicht so, dass ich keine Unterstützung angeboten bekäme. Wenn die Herzenswünsche noch weiterwachsen, kann ich mich auf viele Freunde und Freiwillige verlassen.

Wie viele Wünsche hast du schon erfüllt?
Zwei Aktionen habe ich bislang umgesetzt. 2017 waren es 58 Herzen, 2018 sogar schon 90 Herzen. Ich bin mir sicher, dass dieses Jahr noch einige hinzukommen werden. Generell sollte ein Wunsch mit maximal vierzig Euro zu erfüllen sein. Das Budget wird aber ohnehin kaum ausgeschöpft, denn die Wünsche der Menschen, die wir beschenken möchten, sind häufig viel bescheidener. Ein buntes Halstuch, ein Parfüm oder ein Paar Hausschuhe: Das ist es meist schon. Häufig packen die Geschenkpaten noch etwas Süßes oder eine andere Kleinigkeit dazu. Das müssen sie aber nicht. Wichtig ist nur, dass keine gebrauchten Dinge verschenkt werden.

Kommen wir noch einmal zurück zum Ursprung und zu deiner Motivation. Wie bist du zur Weihnachtsfrau geworden?
In der Tat helfe ich gern, weil es das Leben bereichert und dem eigenen Tun einen Sinn gibt. Das kann jeder bestätigen, der sich irgendwie und irgendwo für andere einsetzt. Die Idee zur Herzenswunsch-Aktion stammt allerdings nicht von mir, sondern aus Rinteln. Vor drei Jahren bin ich über Facebook auf die dort etablierte Weihnachtswunsch-Initiative gestoßen. Das wollte ich dann auch machen – in Bad Salzuflen. Um irgendwie anzufangen, habe ich ein einseitiges Konzept geschrieben und anschließend losgelegt. Ich war überrascht, wie schnell sich Partner und Geschenkpaten finden ließen. Gleichzeitig war ich darüber entsetzt, wie einsam und finanziell schwach viele alte Menschen heutzutage sind – und das, obwohl sich die Verantwortlichen in den Einrichtungen um sie kümmern.

Wie sehen deine Pläne für das Fortführen der Aktion aus?
Wo es mal hingehen könnte, verrät die Internet-Adresse, die ich mir gesichert habe und die recht bald online gehen soll: herzenswunsch-owl.de.

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