Voehls Welt Februar 2012
Von Uwe Voehl. Illustration von Ulrich Tasche

Bodo kommt. Aus Düsseldorf. Wie jedes Jahr über Karneval, führt sein Weg auch an Bad Salzuflen vorbei. Er ist Karnevalsflüchtling.

Günni, Hüsni, Willy und all die anderen zieht es genau deswegen dorthin. Sie werden mich wie jedes Jahr fragen, ob ich nicht auch mit ins Rheinland fahren will. Und nachher werden sie mir vorschwärmen, wie stockbesoffen sie dort von einer Kneipe in die andere gezogen sind. Und wie viele tolle Frauen sie kennengelernt haben. Und was sie mit denen angeblich alles angestellt haben.

Früher standen wir an derselben Pommes-Bude bei Plocken Otto Schlange. Heute ist er Gourmetexperte bei essen & trinken.
„Jetzt sagt mir mal, was ich dem diesmal vorsetzen soll? Bisher habe ich nur verloren – egal, was ich ihm serviert habe!“, frage ich in die wöchentliche Stammtischrunde.

„Willst du mich hören, Junge? Ganz einfach: Du bestellst bei Yol große Yol-Teller, trinkst mit Kollega Flasche Raki dazu, und er wird glauben, er ist im Paradies mit 80.000 Sklaven und 72 Jungfrauen“, schlägt Hüsni vor.

„Wusste gar nicht, dass die im Yol so viele Plätze haben“, antworte ich.„Außerdem ist Bodo Abstinenzler. Aber die Idee ist nicht schlecht. Ich lade ihn diesmal einfach in ein Restaurant ein! Aber in welches?“

„Du hast eher die Qual der Wahl“, antwortet Günni. „Wir haben hier in Bad Salzuflen zwar keine Sterneköche, aber tolle Restaurants! Das Menningas, Haus Hamburg oder wie wär’s mit dem neuen Schröters oder dem Restaurant im Maritim?“ Kurz mal deren Öffnungszeiten und Ruhetage gecheckt und – wiedernix!

„Wie wär’s mit einem Lippischen Menü?“, fragt unser Scherzbold Willy

„Du meinst den Lippischen Freitag bei Franki’s?“

„Falsch“, sagt Heike, die Sparsame:„Lippisches Menü ist Vorspeise im Edeka Markt an der Frischetheke, Hauptgang an der Bratwurstbude bei Welsche und dann ein Eis to go. Preiswerter geht’s nicht.“

„Das ist die Idee!“, rufe ich. „Ich meine, nicht der Preis! Aber wer sagt denn, dass ich Bodo nur in ein einzigesRestaurant ausführen muss? Wir machen daraus eine Tour Goumet! Vorspeise?“

„Beim Spanier! Du kannst mit Bodo draußen sitzen und den Leuten beim Flanieren zuschauen. Das wird ihm sicher gefallen!“, schlägt Heike vor.

„Gucken kannst du auch im Lebenslang. Und lecker Vorspeisen haben die auch. Also, wenn alle Gefängnisse so ausgestattet wären wie das Lebenslang, würde ich mich gern einsperren lassen“, sagt Willy schmatzend.

„Und was ist mit Costa? Nach der griechischen Vorspeisenplatte leckst du dir die Finger!“, meint Georg.

„Ja, und die kannst du dir dann an den Stoffservietten im Il Faro abputzen, bevor du die göttlichen Spaghetti bestellst. Apropos: Die gemischte italienische Vorspeisenplatte ist mein Favorit!“, ergänzt Günni.

„Alles klar, entscheide ich. „Vorspeise beim Spanier oder Griechen oder im Lebenslang!  Hauptspeise im Il Faro!“„Jetzt fehlt nur noch der Nachtisch!“

Und da sind sich diesmal alle einig:„Ins Eisstübchen. Deutsches Eis von Hand gemacht!“

„Und wenn er bis Donnerstag bleibt, müsst ihr danach unbedingt ins Brogsitter und Cyrus & Jones genießen!“, rät Heike.

„Um Gottes willen!“, entfährt es mir. „Am Aschermittwoch ist alles vorbei! Und er weg. Spätestens!“

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