Manchmal, wenn sich Salzufler an früher erinnern, dann fällt ein Name – und die Augen bekommen einen leicht mystischen Ausdruck Ein Lächeln huscht durch das Gesicht und die Geschichten sprudeln nur so heraus.
Bei allen unter 60 erreicht man diesen Effekt mit dem Wort „Glashaus“. Seit über 25 Jahren zieht die ehemalige Fabrikhalle am Begakamp Menschen aus Salzuflen und der Region an. Was mit großem persönlichem Einsatz und einer eher praktischen Inneneinrichtung begann, hat sich über Jahre stetig weiterentwickelt.
„Am 6. September 1985 haben wir aufgemacht. Damals ging es noch donnerstags, freitags und am Samstagabend rund“, erinnert sich Glashaus-Macher Peter Raupach. Mit Billardtisch, Flipper und Eierpappen unter der Decke erinnerte das Glashaus eher an eine Großraum-Kneipe mit angeschlossener Tanzfläche.
DJs wie Meikel Albert, Apitz und Michael Pankoke teilten sich das Wochenende und ließen die Plattenteller kreisen. Generationen von Salzuflern erlebten hier ihr musikalisches Erwachen, die erste große Liebe oder das erste „geile Konzert“. Denn richtig Schwung kam in die Sache, als man im Februar 86 die neugebaute Bühne einweihen konnte.
Da mauserte sich das Glashaus zu einer der angesagtesten Locations der Region. „Die Szene war längst noch nicht so umfangreich wie heute“, erinnert sich Raupach. Und es gelang oft, die (damals) angesagtesten Bands nach Bad Salzuflen zu holen. Fury in the Slaughterhouse, Johnny Guitar Watson, Doldingers Passport, Purple Schulz oder Clowns & Helden waren nur einige von denen, die oft vor ausverkauftem Haus spielten.
Mit Helge Schneider verbindet Peter Raupach ein besonderes Erlebnis: „Der sollte auf einem Sonntag spielen, kam an und verschwand erst mal auf dem Trödelmarkt vorm damaligen Rewe. Als er wiederkam, fragte er nach dem Klavier. Welches Klavier? Da entdeckten wir erst, dass sein Management ganz klein auf der Rückseite des Vertrages ein Klavier für den Auftritt verlangte.“ Die Not war groß, woher ein Klavier bekommen am Sonntag? Doch der rettende Einfall kam: „Meine Eltern hatten eins. Also: Die Türsteher angerufen, Anhänger ans Auto und das Klavier rausgetragen. Es fand sich noch ein Klavierstimmer und dann konnte das Konzert mit Helge starten“, lacht Raupach. Seine Eltern waren damals im Urlaub, „das mit dem Klavier habe ich ihnen erst Jahre später gestanden.“
In diesem Jahr gibt es noch ein Jubiläum zu feiern: Vor 25 Jahren öffnete das Glashaus erstmals an Heiligabend seine Pforten. „Wir wussten damals nicht, ob das überhaupt erlaubt war – keine Disco im Umkreis hatte an Heiligabend geöffnet.“ Eine Nachfrage beim Ordnungsamt half und so war die inzwischen legendäre „X-Mas-Party im Glashaus“ geboren. Einen allwöchentlichen Betrieb will Raupach nicht wieder machen. Aber mit „Glashaus wie damals“ und der „Ü30-Party“ haben sich schon wieder zwei Veranstaltungen etabliert. Hinzu kommt möglicherweise noch ein weiteres Veranstaltungsformat für Jüngere, „da bereiten wir gerade etwas vor.“ Zudem sind da ja auch noch die Abi-Feten und die Custombike-After-Show-Party.
Es gibt also immer noch genug Gelegenheiten, ins Glashaus zu gehen – und wenn man einfach nur feiert, bis der Arzt geht.
Richtig, bis er geht. Denn hinter dem DJ-Pult verbirgt sich nicht selten ein stadtbekannter Salzufler Zahnarzt.

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