Illustration zur Kolumne
Von Uwe Voehl. Illustriert von Ulrich Tasche.

„Dieser ganze Craft-Bier-Hype!“, wettert Wirt Hotte. „Dabei ist doch die Schaumkrone das Wichtigste!“
„Ja, ja, das Leben“, seufze ich, „ist eigentlich zu kurz für Nebensächlichkeiten. Dabei machen die gerade das Salz in der Suppe aus.“

„Stimmt“, sagt Jörgi. „Wisst ihr noch damals bei ‚Wünsch dir was‘? An den Aufreger, als die eine Kandidatin mit durchsichtiger Bluse auftrat. Oder an Mr. Tagesschaus Oberlippenbart, als Karl-Heinz Köpke 1974 nach dem Urlaub seinen Schnäuzer präsentierte. Oder an die Turnschuhe bei der Vereidigung Joschka Fischers im Jahr 1985?“
„Und was sagt eigentlich Trumps Haartolle über seine Politik aus?“, ergänze ich. „Oder die Wuschelfrisur von Boris Johnson über dessen Charakter? In Bad Salzuflen werden Nebensächlichkeiten übrigens auch gern thematisiert.“
„Meinst du die Luxustoilette in Schötmar?“
„Nein, ich denke an den im Volksmund so genannten ‚Roten Platz‘. Der wird bekanntlich so genannt, weil die Klinker rot sind. Plötzlich fällt einigen Beteiligten bei der Beschau der neuen Steine auf, dass diese es nicht mehr sind. Was also? Mehr rot? Mehr beige? Mehr braun? Wie wär’s einfach mal mit ‚mehr schön‘?“
Jörgi: „Wisst ihr übrigens, warum der Rote Platz in Moskau so heißt?“
Wir schütteln den Kopf.
„Weil ‚Krasnaja Ploschadch‘ früher ‚Schöner Platz‘ hieß. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Bedeutung des Adjektivs ‚krasnaja‘ von ‚schön‘ in ‚rot‘ verwandelt. Klugscheißermodus aus.“
„In diesem Sinne: Prost, es leben die Nebensächlichkeiten!“

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