Foto Olaf Fasse
Seit 24 Jahren Verantwortlicher des städtischen Kulturbüros: Olaf Fasse im Salzstreuner-Interview // Foto: ta

So ein Veranstaltungsjahr hat Olaf Fasse während seiner 24-jährigen Tätigkeit als Verantwortlicher des städtischen Kulturbüros noch nicht erlebt. Rund vierzig Veranstaltungen der laufenden Saison 2019/20 waren bereits durch, da brach die Pandemie los. Kultur war live und auf der Bühne nicht mehr möglich. Allerdings hatte Olaf Fasse noch rund ein Dutzend fest gebuchte Veranstaltungen auf dem Zettel. Zudem war die Saison 2020/21 auch schon geplant und durchterminiert. Was also tun? Diese und andere Fragen hat uns Olaf Fasse in einem Interview beantwortet. Sein Fazit wollen wir bereits vorwegnehmen: Alles wird gut!

Wie verbringt man seinen Arbeitstag, wenn die Kultur stillsteht?
Von Stillstand kann keine Rede sein: Die Planungen für die Spielzeit 2020/21 befanden sich bei Beginn des Lockdowns in der Endphase. Damit haben wir bereits für 2020/21 ein komplett durchgeplantes Theater-, Konzert- und Kleinkunstprogramm vorliegen, wissen aber zurzeit nicht, ob und wie wir es über die Bad Salzufler Bühnen bringen können. Parallel dazu laufen die ersten Planungen für die Saison 2021/22.

Wie erlebten Sie den Lockdown?
Unsere letzte Aufführung war am 6. März die Komödie Avant! Avanti!. Alle folgenden Veranstaltungen wurden abgesagt. Für einige Aufführungen konnten Ersatztermine gefunden werden. So wurde zum Beispiel das Literaturfestival Wege durch das Land in den Oktober und das diesjährige Klassik zu Pfingsten ins kommende Jahr verschoben. Die meisten Veranstaltungen mussten jedoch rückabgewickelt, für Abonnementveranstaltungen Gutschriften ausgestellt werden. Noch immer erhalten wir Karten, die wir erstatten müssen. Das ganze Prozedere findet natürlich weitestgehend kontaktlos statt.

Konnten Sie sich auf den Lockdown vorbereiten?
Kaum. Der Lockdown kam sozusagen von heute auf morgen. Die Entscheidung für erste Absagen fiel dienstags. Die erste betroffene Veranstaltung sollte am darauffolgenden Freitag stattfinden. Angesichts der dynamischen Pandemie-Entwicklung in den Tagen zuvor war aber klar, dass bald so etwas passieren würde. Schnell mussten unsere Kunden informiert und Regelungen mit Künstlern sowie Agenturen getroffen werden. Wir haben uns von Veranstaltung zu Veranstaltung gehangelt, weil ja auch die Landesverordnung immer sehr kurzfristig angepasst wurde.

Wann wird es im Kur- und Stadttheater oder in der Konzerthalle wieder Veranstaltungen geben?
Planmäßig wollen wir im Oktober 2020 mit unseren Theater-, Konzert- und Kleinkunstreihen beginnen. Ich gehe aber davon aus, dass die Rahmenbedingungen auch dann noch von Corona geprägt sein werden. Wir stellen uns auf Grundbedingungen ein, die Besucherbeschränkungen, Abstands- und Hygienemaßnahmen beinhalten werden.

Wie viele Besucher könnten Sie aktuell in das Theater und in die Konzerthalle lassen?
Wir haben bereits einige Szenarien angedacht. Andere vergleichbare Spielstätten haben sogar schon erste Erfahrungen gemacht. Beim Kur- und Stadttheater kann man aktuell von rund 70 nutzbaren Plätzen ausgehen. In der Konzerthalle könnten es wegen der großzügigeren Platz- und Raumverhältnisse ca. 300 Plätze sein.

Zu wann rechnen Sie mit weiteren Lockerungen?
Schrittweise Lockerungen wird es laufend geben. Im Prinzip hat sich dieses Verfahren ja auch bewährt. Für mich persönlich steht aber auch die Frage im Raum, was nach der Sommerurlaubszeit passieren wird, wenn nämlich die Menschen von ihren Reisezielen zurückkommen.

Stehen Sie mit Künstlern und Agenturen in Kontakt?
Mit Künstlern, Agenturen und Tournee-Theatern beraten wir aktuell darüber, ob es möglich ist, alle Aufführungen der nächsten Spielzeit in die Konzerthalle zu verlagern. Immerhin haben wir dort mehr Platz und größere Kapazitäten.

Wird es die sehr beliebte Nacht der 10.000 Kerzen geben?
Das kann ich im Moment nicht beantworten. Es handelt sich um eine Veranstaltung der Staatsbad GmbH. Großveranstaltungen sind bis zum 31.08.2020 nicht erlaubt. Wie sich das weiterentwickelt, muss man sehen.

Wann wird Kultur ohne jede Einschränkung wieder erlebbar sein?
Veranstaltungen, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, werden wir erst dann wieder so erleben können, wenn es einen Impfstoff gegen das Virus gibt.

Welche finanziellen Folgen haben die Corona-bedingten Absagen für die Stadt?
Finanziell kommen wir als Stadt im Moment noch glimpflich davon, denn bei Pandemien gelten die Regeln der höheren Gewalt. Es werden also grundsätzlich keine Honorare oder Gagen fällig. Auf der anderen Seite haben wir allerdings auch keine Einnahmen aus Eintrittsgeldern. Im Grunde ist das ein Nullsummenspiel für uns. Anders sieht es hingegen bei den Künstlern, Agenturen und Tournee-Theatern aus. Die anfallenden Produktionskosten sind bereits angefallen, doch die entsprechenden Gagenzahlungen zur Finanzierung fehlen. Das ist keine schöne Situation. Ich hoffe, dass die Hilfsprogramme der öffentlichen Hand auch hier greifen werden.

Welche Folgen hat der Ausfall der Kultur für den Kurstandort Bad Salzuflen?
Für das Gesamtangebot der Kurstadt Bad Salzuflen ist natürlich auch der weiche Standortfaktor Kultur enorm wichtig. Aber die Kultur fehlt ja nicht nur hier, sondern überall auf der Welt. In dieser besonderen, durch die Pandemie ausgelösten Situation müssen die Lockerungen der in allen Bereichen geltenden Maßnahmen sehr sorgsam umgesetzt werden. Nur so kann auf Sicht wieder ein normales gesellschaftliches Leben, das selbstverständlich auch kulturelle Erlebnisse enthält, ermöglicht werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich auch Bad Salzuflen von den Pandemie-Folgen erholen wird. Wenn es dann wieder große und kleine Veranstaltungen gibt, werden wir sie umso mehr zu schätzen wissen.

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